Die noch chaotischere Version einer eh schon chaotischen Band: die Blankeneser Edelkapelle zu Gast im Lido.
Berlin (fma) - Gestern Abend besuchte die Blankeneser Edelkapelle HGich.T das Berliner Lido. Die Location irritiert zunächst, denn vor gut einem Jahr hatten die Goa-Jünger:innen noch den deutlich größeren Festsaal Kreuzberg - nur wenige hundert Meter entfernt - ausverkauft. Allerdings tritt das sehr spezielle Kollektiv auf der aktuellen Tour namens "Geistig Am Start" aktuell in verkleinerter Besetzung an.
Chaos pur auf der Bühne
Bandoberhaupt DJ Hundefriedhof, Tutenchamun und Dr. Geilser sind natürlich am Start. Vhagvan Svami, der sich um seinen Nachwuchs kümmern muss, aber fehlt: Für ihn mit Sicherheit eine große Freude, für den Rest der Welt dagegen bedauerlich - ist es doch seine explosive Bühnenpräsenz, die HGich.Ts Livegigs besonders prägen. Ihn ersetzen einige Frauenstimmen sowie ein junger Herr mit adäquaten Hamburger Dialekt. Den Druck von Frau Kaiser bringt die Truppe aber leider nicht recht auf die Bühne.
Man muss sich also zwangsweise auf eine neue bzw. andere HGich.T-Erfahrung einlassen, die beim sehr heterogenen Publikum gleichwohl gut ankommt. Die Auswechselspieler:innen geben sich Mühe, Banger wie "Therapie Wirkt" aggressiv auf die Bretter zu legen. Auch, wenn hier keiner nach Gesangsleistung gecastet wurde, das wird schnell klar. Insofern handelt es sich bei all dem Gekrächze um eine chaotischere Version einer eh schon chaotischen Band.
Spiritualität und Quatsch
Bedingt durch Schirrmachers Fehlen nimmt Bandchef Schreibvogel eine deutlich präsentere Rolle ein und führt durch die Veranstaltung: Mit dem Vibe eines Karussellgeschäft-Ansagers legt er einen größeren Wert auf Spiritualität und Quatsch. So geht es etwas weniger atemlos und auch freier als gewohnt bei HGich.T zu. Behrens und Diamond geben in dieser Konstellation nicht nur die um den Vulkan tanzenden Kindsköpfe, sondern tragen das Geschehen deutlich mit, was vom Publikum ebenfalls begeistert aufgenommen wird.
Als Vorband traten übrigens Die Geschwister an, die ihren Mix aus Udo Jürgens, MC Fitti und Deichkind als New Wave-Schlager betiteln. Und die zogen ihren Stiefel so konsequent durch, dass Banger wie "Höher Besser Weiter" im Lido voll zündeten: Die absurde Mischung aus Death Grips ohne Drums und Schmuseschlager a là "Rote Rosen" funktioniert einfach. Ein Band wie geschaffen für einen schrägen Abend mit HGich.T.
Von Franz Mauerer.
1 Kommentar
Sehr eigen, respektier ich. Musikalisch witzig, kulturell aber überhaupt nicht vergleichbar mit top notch Studio Musik.