Wegen eines fragwürdigen Cartoons wirft John Legend der New York Post Verunglimpfung von Schwarzen im Allgemeinen und Präsident Obama im Speziellen vor. Jetzt reagiert Medienmogul Rupert Murdoch.
New York City (mma) - Seit exakt einer Woche herrscht höchste Aufregung in und um das Headquarter der New York Post. Auslöser für eine Gemengelage aus erzürnten Straßenprotesten, Boykottaufrufen und schlichtem Unverständnis ist ein vermeintlich rassistischer Cartoon, der am Mittwoch vergangener Woche in der Zeitung erschien.
Darauf verlinkt Comic-Autor Sean Delonas zwei aktuelle Geschehnisse: Die Tötung eines TV-Schimpansen, der eine Frau in Connecticut angegriffen und schwer verletzt hatte, durch bewaffnete Polizisten und die am Vortag von US-Präsident Barack Obama verabschiedete Stimulus Bill, welche die angeschlagene US-Wirtschaft wieder ankurbeln soll.
Konkret zeigt die Abbildung zwei Polizisten mit rauchender Pistole, kurz nachdem sie den außer Kontrolle geratenen Menschenaffen gewaltsam gestoppt haben: "They'll have to find someone else to write the next stimulus bill", so der zynische Kommentar der Ordnungshüter.
"Dumm und vorsätzlich ignorant"
Der Proteststurm auf diesen sehr fragwürdigen politischen Kommentar ließ nicht auf sich warten. Erst erzürnte sich Bürgerrechts-Aktivist Reverend Al Sharpton über die unterschwellige Verbindung zwischen Affenbild und dem US-Präsidenten, dann verfasste Grammy-Winner John Legend einen offenen Brief an die rechtskonservative Tageszeitung.
"Ich nehme an, Sie haben gedacht, es wäre amüsant zu unterstellen, dass wer auch immer hinter der Economic Recovery-Gesetzgebung steckt, die Intelligenz und Urteilskraft eines derangierten, gewalttätigen Schimpansen besitzen muss und zum Wohle der öffentlichen Sicherheit erschossen werden sollte", schreibt der Soul-Superstar.
"Ist es Ihnen nicht in den Sinn gekommen", so Legend weiter, "dass diese Andeutung eine Verbindung zwischen Präsident Barack Obama und dem Schimpansen herstellt? Haben Sie bemerkt, dass unser Präsident seit seiner Kandidatur Morddrohungen erhält? Ist es Ihnen aufgefallen, dass Schwarze in der Geschichte zum Zwecke rassistischer Beschimpfung und Verspottung mit Affenarten verglichen worden sind?" Wenn diese Konnotationen nicht im Sinne des Erfinders lägen, sei die Veröffentlichung besagten Bildes "dumm und vorsätzlich ignorant".
Personelle Konsequenzen gefordert
Die knappe Entschuldigung, die das Blatt in der Folge des Protests abdruckte, sei bei weitem nicht ausreichend und von undirekten Vorwürfen gegen Reverend Sharpton und die National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) geprägt. Besagte Organisation fordert mittlerweile personelle Konsequenzen von der New York Post.
Am Dienstag reagierte nun Medienmogul Rupert Murdoch auf den Rassismus-Vorwurf. Die Post gehört zu dessen Multimilliarden-Konglomerat News Corp., Murdoch ist Vorstandsvorsitzender der Zeitung. Gegenüber cnn.com entschuldigt er sich bei allen Lesern, die sich aufgrund des Cartoons beleidigt fühlen.
"Keine rassistischen Absichten"
"Ich kann Ihnen ohne jeden Zweifel versichern, dass die einzige Absicht des Cartoons die Verhöhnung eines schlecht geschriebenen Stücks Gesetz war. Es war nicht als rassistisch beabsichtigt, wurde von machen aber unglücklicherweise so ausgelegt. (...) Ich verspreche, dass wir uns bemühen werden, uns besser auf die Sensibilitäten unserer Gesellschaft einzustellen."
Die New York Post hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Rassismusvorwürfen zu kämpfen. So moniert der Public Enemy-Track "A Letter To The New York Post" eine inkriminierende Berichterstattung über Afro-Amerikaner.
53 Kommentare
Cartoons sind Cartoons, wir sollten uns nicht so debil anstellen wie die Aufreger bei Mohammed und Co.
Ich finds unschlimm.
YES WE CAN!
@Anonymous (« Wie kann man sowas "unschlimm" finden? Wird Rassismus besser, wenn er im Cartoon vorkommt? Hier werden sehr fragwürdige Haltungen öffentlich propagiert, mit so einer ignoranten Haltung stellt man sich in dieselbe Ecke wie die Rechten. Und der Vergleich mit Bush-Karikaturen ist unangebracht, da es nicht die Weissen waren, die diskriminiert und zu Sklavenarbeit gezwungen wurden. »):
ist es nicht genau diese "kommt doch mal runter", "ist doch nur ein witz", "meinungsfreiheit", "sollen sich nicht so anstellen", "satire"-argumentation, die den alltagsrassismus immer wieder nährt?
@ para: ist siuationsbedingt denk ich...
wobei ich den cartoon auch nich vertretbar finde...
Ich glaube eher, dass sich das Gegenseitig bedingt. Gibt halt weiße Rassisten, schwarze Rassisten und was weiß ich. Sobald man sich selbst, seine Herkunft, Religion oder wasauchimmer als exklusiven Club darstellt, in dem nicht jeder mitmachen darf, wird sich Widerstand dagegen regen. Ob das rechtens ist, oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen.