Der Olli Schulz-Zirkus gastierte in Erlangen: ein Abend voller Musik, Geschichten und sogar einer Kissenschlacht. Fotos/Review.
Erlangen (dp) - Knallevoll ist das E-Werk in Erlangen am vergangenen Freitagabend, nicht einmal eine Maus hätte noch Platz. Nach dem Opener, Liedermacher Lampe, der schon im Vorprogramm von Kapelle Petra und Madsen zu sehen war, betritt Olli Schulz unter tosendem Applaus die Bühne und begrüßt fröhlich sein aufgeregtes Publikum.
Olli hat Bock
Klar ist: Olli hat Bock, Erlangen aber auch. Energetisch stimmt die Band die ersten Takte an und sofort kommt Bewegung in den Saal. Olli Schulz, Musiker und Showman mit Kultstatus, führt fortan mal ernst, mal lustig, aber immer lässig, durch den Abend. So erfahren wir unter anderem, dass das kommende Album im Februar 2024 erscheint und "Einfach So" heißt. Eine Olli Schulz-Actionfigur soll es auch zu kaufen geben, außerdem spielt der Protagonist am liebsten in kleineren Venues.
Die faszinierendste Anekdote ist in Erlangen aber sicherlich, dass Oliver Marc Schulz Anfang der Nuller Jahre kurzzeitig auf einem Einsiedlerhof im Wald wohnte, bei einer Künstlerin, die nicht nur eine Schülerin von Salvador Dalì war, sondern auch ganz schön verschwurbelt. Ausgerechnet 9/11 rettete ihn aber aus den Fängen der Verschwörungstheoretikerin.
Auf der abwechslungsreichen Setlist finden sich neben Klassikern wie "Wenn Es Gut Ist" oder "Als Musik Noch Richtig Groß War" selbstverständlich auch neue Stücke, die das Publikum wohlwollend aufnimmt. Bei "Phase" spaziert Olli durch den Saal: der Star zum Anfassen, den seine Fans so lieben. Glücklicherweise gehören "Rangeln"- oder "Ficki Ficki"-Rufe aus dem Auditorium mittlerweile der Vergangenheit an, was verdeutlicht, dass Schulz die Circus Halligalli-Katastrophenfans hinter sich gelassen hat und sich als Musiker nicht mehr erklären muss. Außer seiner Tochter im Teenageralter gegenüber, die kritisch nachfragt, was Papa früher so alles im TV getrieben hat.
Olli, der Therapeut
Der Wahl-Berliner erzählt gerne und viel und hat diese einzigartige Gabe, dass man nicht anders kann, als an seinen Lippen zu hängen und alles aufzusaugen: Jeder Fan ist heute ein 'Buddy von Olli Schulz'. Die Nahbarkeit des Entertainers löst die Distanz zwischen Künstler und Publikum völlig auf. Wie er das schafft, bleibt sein Geheimnis, vermutlich nennt man es Talent. Kein Geheimnis sind dagegen die Gimmicks: So bekommen früh erschienene Besucher:innen einen kleinen Crêpe serviert, um die Wartezeit zu versüßen, und am Ende der Sause gibt es noch eine Kissenschlacht obendrauf.
Eigentlich – und das ist eine gute Sache – könnte man ein Olli Schulz-Konzert auch als eine Therapie für Körper und Geist beschreiben. Ein mittelalter, weiser Mann arbeitet kollektiv Traumata auf, spielt dazu tiefgründige, aber leicht verpackte Songs, verteilt Süßigkeiten und beendet den Retreat mit einer kuscheligen Art der Aggressionsbefreiung. Folgerichtig könnte das Ticket eigentlich auch 250 Euro für knapp zwei Stunden Performance kosten ...
Olli, der Showman
Neben seiner tollen Liveband, bestehend aus Gitarrist Der Hund Marie, Isa Poppensieker von Tonbandgerät (Bass), Ben Lauber (Drums) und Arne Augustin (Keys), hat Olli zudem wieder grandiosen und wirklich fair kalkulierten Merch im Gepäck: Sogar Action-Figuren aus seiner privaten Sammlung kann man erwerben. Versteht sich von selbst, dass alle Gigs der laufenden Clubtour ausverkauft sind.
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