Die Radiosender stehen unter Dauerbeschuss. Erst fordert der Deutsche Musikverleger-Verband (DMV) eine Quote für Neuerscheinungen, und dann wettert auch noch Altrocker Wolf Maahn gegen die Diskriminierung deutscher Künstler im Hörfunk.

Köln (stj) - Fieberhaft suchen die Manager der Plattenfirmen derzeit nach Auswegen aus der Krise und greifen dabei nach jedem Strohhalm. So bleibt auch eine Institution wie die Radiosender nicht mehr unangetastet. Denn die "mutieren zu Abspielstationen für Oldies, Hits und Appetithappen klassischer Musik", schimpfte DMV-Präsidentin Sikorski vor einigen Tagen.

Zustimmung erntet sie von Wolf Maahn, der den vielversprechenden Ansatz jedoch in eine etwas andere Richtung lenkt. Während der DMV eine Quote für Neuerscheinungen erzwingen möchte, um Newcomern eine Chance zu geben, liegen Maahn besonders die einheimischen Kollegen am Herzen.

"Früher wurden viele Bands doch erst durch begeisterte Radioredakteure, die die Platten spielten, zum Erfolg gebracht. Heute ist so was kaum möglich. Seit Mitte der Neunziger hat sich kaum ein deutschsprachiger Rock-Act etablieren können", so Maahn auf der Popkomm zur dpa. Deswegen plädiert er ebenfalls via Quotenregelung für ein "Naturschutzgebiet deutschsprachiger Rock- und Popmusik".

Unterstützung erfährt er dabei von Kulturstaatsminister Nida-Rümelin. Dagegen kann Comet-Verweigerer Laith Al-Deen mit einer Quote trotz seiner Radio- und Viva-Kritik nicht viel anfangen. Auch wenn das Nachbarland Frankreich eine solche Regelung schon lange zur Sicherung der eigenen Musikkultur benutzt, sei eine offene Diskussion über die Missstände besser, so Al-Deen.

Einer solchen allerdings verschließen sich die Labels nun seit Jahren, wie die Erinnerung an vergangene Kölner Messen lehrt. Auch dieses Jahr suchen sie lieber immer neue Schuldige, als die eigenen Versäumnisse aufzuarbeiten. Viel Feind, viel Ehr, scheinen sich die Labelchefs zu sagen: Zuerst verprellen sie die Kunden und die Musiker, dann muss ein Teil der Belegschaft dran glauben, und erst ganz zum Schluss die eigenen Privilegien.

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