Der 22 Jahre alte Song der Ärzte sorgt dank eines Musiklehrers wieder für Furore.
Konstanz (nie) - Der mediale Rummel um die "Aktion Arschloch" des deutschen Musiklehrers Gerhard Torges schlägt mittlerweile international Wellen: Die Anti-Nazi-Hymne der Ärzte, "Schrei Nach Liebe", soll wieder zurück in die Charts. Und die Band spendet alle Erlöse an die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl.
Über das Projekt berichteten nach und nach nicht nur deutsche, sondern auch internationale Medien: Die Washington Post oder die britische International Business Times schrieben Artikel über die Aktion gegen Rechts und zugunsten der vielen tausend Flüchtlinge.
Für Furore sorgt der Musiklehrer auch im ganzen deutschsprachigen Raum. Sender wie SWR3 ließen den Track eine halbe Stunde lang am Stück laufen. Die Toten Hosen unterstützen die Aktion via Facebook, auf dem Schweizer Radiosender ahuga.ch läuft der Track ab sofort jeden Montag durchgehend und sogar in der gestrigen Lindenstraße-Folge lief "Schrei Nach Liebe".
Wie Phönix aus der Asche
Das immense mediale Echo schlägt sich auch in den Charts nieder. In den allgemeinen Download-Charts preschte die 22 Jahre alte Single beispielsweise mit gewaltigem Abstand auf Platz eins: Sie verkaufte sich besser als die Positionen zwei bis sieben zusammengerechnet. In den Offiziellen Deutschen Charts stieg der Song bis auf Rang zwölf.
Ein ähnliches Bild herrscht in den sozialen Medien: Noch am vergangenen Donnerstag hatte die Aktion Arschloch knapp 3.000 Facebook-Follower, vier Tage später sind es bereits knapp 114.000!
Nette Randnotiz: Die Google-Suchanfrage nach dem Wort 'Attitüde' explodierte am vergangenen Wochenende ... Zufälle gibts.
3 Kommentare mit 6 Antworten
Als nächstes könnte man den "Rauch Haus Song" nehmen, denn Flüchtlinge brauchen ja auch ein Dach über dem Kopf.
Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.
An den habe ich auch gedacht. Der Song ist spitze
"Die Google-Suchanfrage nach dem Wort 'Attitüde' explodierte am vergangenen Wochenende ... Zufälle gibts."
Woher kommt der Hass:
Die Geschichte von den deutschen Schlachtern
Bevor die Grenze nach Polen für dortige Arbeitskräfte geöffnet wurde, hatte Kanzler Schröder, bekannt für soziale Taten, mit der polnischen Regierung ein Abkommen über die Entsendung von polnischen Arbeitnehmern geschlossen. Daraufhin wurden in Polen viele Schlachthöfe gegründet und polnische Schlachter zertifiziert, die dann als Leiharbeiter über die Grenze zu Hungerlöhnen in deutsche fleischverarbeitende Fabriken geschickt wurden - die deutschen Schlachter wurden rausgeschmissen. Einige verloren Haus und Hof. Sie stehen nun - die Fäuste in den Taschen - am Straßenrand und sehen zu, wie andere ihre ehemaligen Jobs besetzen. Für sie gibt's keine Arbeit, weil die Metzgereien Fleisch und Wurst von den Fleischfabriken beziehen (und Sie, liebe Leser, Fleisch und Wurst billig kaufen können - übrigens wurden auch niederländische, belgische und französische Schlachter rausgeschmissen - schon mal in den Medien gehört?). Wenn die arbeitslosen deutschen Schlachter vom Hartz-IV-Amt nach einer erneuten Kürzungsankündigung kommen, sehen sie die Flüchtlinge, die (z.B. Familie mit 2 Kindern) mit ca. 1.000,-- € monatlich rechnen können (all in), ohne je nur einen Cent in die Sozialkassen eingezahlt zu haben.
Es gibt in Deutschland tatsächlich ein "widerliches Dunkelfeld": das ist die politische Nomenklatura, die unsere Leute dort hinein gestoßen hat und die kulturelle Nomenklatura, die noch nachtritt.
Mfg - Dieter Roth - Friedrichsdorf
[sehen sie die Flüchtlinge, die (z.B. Familie mit 2 Kindern) mit ca. 1.000,-- € monatlich rechnen können]
quellen für diese recht abenteuerliche aussage?
Das könnte schon grob hinkommen, Existenzminimum ist Existenzminimum. Erklärt aber nicht die grundlegendere Frage: Wieso hasst das arme Schwein das andere arme Schwein, das nicht einmal im gleichen Stall wohnt (der Arbeitsmarkt für Flüchtlinge überschneidet sich praktisch gar nicht mit dem für EU-Bürger), anstatt die Wut dahin zu lenken, wo die Ursachen liegen? Würde irgendjemand ernsthaft behaupten, der Hartz4-Regelsatz oder die Arbeitsmarktsituation in der Branche würden sich verbessern, wenn es keine Flüchtlinge gäbe? Die Fleischereibranche ist ein asoziales, von Schattenwirtschaft und Mindestlohnvermeidung geprägtes Loch, soweit ich das einschätzen kann, aber diese Haltung, uniformierte Kausalitäten zwischen verschiedenen soziales Problem zu konstruieren, nur um einen Schuldigen unter Augenhöhe zu finden, ist einfach menschlich scheiße, auch wenn sie leider allzu menschlich ist.
Wenn man die Wahl hat zwischen der Suche nach einem Sündenbock und einer systemischen Analyse, für was wird man sich dann wohl in der Regel entscheiden? Einfache Feindbilder sind eben attraktiver als die echten, aber abstrakten Ursachen.
Hätte erst deinen Kommentar zu Ende lesen sollen, du gibst die Antwort auf deine Frage ja schon selbst.