In einigen Städten fanden Demonstrationen gegen die umstrittenen Tariferhöhungen der GEMA statt. Was sagt die eigentlich dazu und wie reagieren Musiker und Urheber?

Konstanz (mb) - Heute ging der Protest gegen die angekündigte GEMA-Reform in die nächste Runde: In elf verschiedenen Städten gingen jeweils einige Hundert, in Berlin sogar mehrere Tausend Menschen auf die Straße und demonstrierten gegen die umstrittene Tariferhöhungen.

Aufgerufen hatte die Initiative Kultur-Retten.de: "Wenn euch was an kultureller Vielfalt, Nischenkultur, Vereinsfesten, Stadtfesten oder eurem Club liegt, dann brauchen wir euch da draußen", so der Veranstalter. Schon im Vorfeld kündigten Tausende in den zugehörigen Facebook-Events ihr Kommen an, der Druck auf die GEMA wächst.

Demo-Verbot 'leider' nicht möglich

Am 3. September dann die Antwort per E-Mail von Marketing Direktorin Ursula Goebel an 33.000 GEMA Mitglieder und Urheber: Bedauernd heißt es darin, dass ein "rechtliches Vorgehen der GEMA gegen die Demonstrationen aufgrund des grundgesetzlich gewährleisteten Versammlungsrechts nicht möglich" sei, auch wenn von den Organisatoren vielfach mit "falschen und polemischen Behauptungen gearbeitet" werde.

Die GEMA und ihre "Jubelperser"

Außerdem bereite sich die GEMA auf die Demos mit "lancierten Medienberichten" vor, um schnell und schlagkräftig Tweets und Posts zu kommentieren und die Diskussion rund um die Proteste zu steuern. Die GEMA spricht von "Backup Teams", die Frankfurter Rundschau nennt sie "Jubelperser. Gleichzeitig versucht die GEMA, ihre eigenen Mitglieder zu mobilisieren, gegen die Demonstranten argumentativ vorzugehen.

Doch gerade die sind mit den aktuellen Strukturen der GEMA unzufrieden, so dass viele die E-Mail abschlägig beantworten. DJ, Labelinhaber und Clubbesitzer Sven Väth stellt klar, dass es hier um das Überleben der Clubkultur gehe und dass die Tariferhöhung vielen Künstlern die Grundlage nimmt, auf der sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Er selbst spielt zu 80% GEMA-freie Musik. Und doch reicht ein einziger Track aus, um den ganzen Abend GEMA-pflichtig zu machen.

Trainingslager für Demokratie

Luc Berger, Musiker und Urheber, würde für die GEMA-Verantwortlichen ein Trainingslager für Demokratie, Fairness und Verhandlungsgeschick organisieren. Oder sie mal auf "'ne Bartour oder in die Disko mitnehmen damit sie besser verstehen wie das an der Basis alles funktioniert." Des weiteren motiviert er jeden Musikfreund auf die Demos zu gehen, um frischen Wind in die Bude zu bringen.

Hannes Teichmann von den Gebrüder Teichmann ist Produzent und GEMA-Mitglied. Er spricht einen wichtigen Punkt an, den die GEMA in ihren Tarifreformen wenig bis gar nicht anspricht.

"Da die Auflagen der gespielten Tonträger oft weit unter 1.000 Stück liegen, bekommen die Künstler nur einen Bruchteil der gezahlten GEMA-Gebühren. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Die Künstler verdienen Ihr Geld hauptsächlich über die relativ hohen Gagen für Auftritte." Sollten die Clubs nun wesentlich mehr GEMA-Gebühren bezahlen, geht dieses Geld nicht an die entsprechenden Künstler und der Club kann sich bald vielleicht keine Acts mehr leisten, da das Geld schlicht und einfach fehlt.

Es droht ein Clubsterben

Wer sich selbst gegen die Tariferhöhung der GEMA aussprechen will, kann das unter www.openpetition.de noch einen knappen Monat lang tun. Bis jetzt haben schon ca. 286.000 Musikliebhaber unterzeichnet und es werden stündlich mehr. Ob die GEMA auf diese unzähligen Stimmen reagiert? Sonst könnte es so weit kommen, dass immer mehr Urheber und Musiker GEMAinsam austreten ...

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