laut.de-Kritik

Rarities der Songwriter-Legende.

Review von

Kaum ein Name erzeugt unter Singer/Songwritern so viel Ehrfurcht und Bewunderung wie der Nick Drakes. Obwohl der Brite 1974 im Alter von 26 Jahren starb und zu Lebzeiten kaum Aufmerksamkeit erweckte, blieben seine drei Alben mit ihren intimen Texten, der eigenwillig gezupften Gitarre und der melancholischen Stimme eine nie versiegende Inspirationsquelle. Nachdem sie um die Jahrtausendwende im Nice Price-Bereich auf CD erschienen, blieb noch eine Lücke offen: Eine Rarities-Sammlung namens "Time Of No Reply", die in Deutschland nur in einem Box-Set als sündhaft teurer Import zu haben war.

"Made To Love Magic" schließt nun weitgehend das Loch, denn nur die hier vertretenen "The Riverman", "Thoughts Of Mary Jane" und "Three Hours" kamen in überarbeiteter Version auf seinem ersten Album "Five Leaves Left" (1969) auf den Markt. Ansonsten handelt es sich um Material, das Drake entweder davor oder nach seinem letzten Werk "Pink Moon" (1972) aufnahm. Dass dabei keine neuen Erkenntnisse entstehen, spielt eine nebensächliche Rolle. Allein das wunderschöne "Clothes Made Of Sand" macht den Einkaufspreis wett.

Aber es bleibt nicht bei dem einen Stück; jedes der Lieder vermittelt Ehrlichkeit und eine fast schmerzhafte Zerbrechlichkeit. "Mayfair", "Time Of No Reply" und die Singleauskopplung "Magic" stammen von 1968, als Drake noch in Cambridge studierte und in Kneipen auftrat. Sein Kommilitone Robert Kirby nahm die Stücke auf und zeichnete für die Orchesterbegleitung verantwortlich, die auf "Five Leaves Left" eine zentrale Rolle spielen.

Wer nur den Minimalismus von "Pink Moon" kennt, wird bei der üppigen Begleitung eher erstaunt reagieren, zumal Kirby bei der vorliegenden Veröffentlichung die Feder geführt und das eine oder andere Stück nachträglich angereichert hat. Es handelt sich jedoch um eine so behutsame Überarbeitung, dass sie selbst Puristen nicht stören dürfte. Neben der 'Ausschussware' "Joey" und "Clothes Made Of Sand", die es aus Platzgründen nicht aufs Debütalbum schafften, bietet "Made To Love Magic" auch fünf Stücke, die Drake ein Jahr vor seinem Tod aufnahm und die angeblich für ein neues Album gedacht waren.

Neben dem Opener "Rider On The Wheel" handelt es sich um "Black Eyed Dog", "Voices" und "Hanging On A Star". "Tow The Line" wurde sogar erst bei der Zusammenstellung dieses Albums entdeckt. Neben einer weiterentwickelten Gitarrentechnik überrascht vor allem die Stimme, die entspannt und fast glücklich klingt. Hatte Drake so etwas wie den inneren Frieden gefunden? Sein früher Tod an einer Überdosis an Medikamenten spricht eher dagegen.

"Made To Love Magic" bietet eine gelungene Ergänzung zu den drei offiziellen Alben. Und liefert auch eine Erklärung, warum Drake noch immer soviel Interesse weckt. "Voice from the mountain, voice from the sea, voice in my neighbourhood, and a voice calling me" singt er am Anfang von "Voices". Besser lässt dich die Faszination seiner berührenden Musik kaum erklären.

Trackliste

  1. 1. Rider On The Wheel
  2. 2. Magic
  3. 3. River Man
  4. 4. Joey
  5. 5. Thoughts Of Mary Jane
  6. 6. Mayfair
  7. 7. Hanging On A Star
  8. 8. Three Hours
  9. 9. Clothes Of Sand
  10. 10. Voices
  11. 11. Time Of No Reply
  12. 12. Black Eyed Dog

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