laut.de-Kritik
Poetischer Latinrock aus Uruguay.
Review von Robin BrodtWer beim neuen Album von NTVG mit dem von Übersee Records gewohnten Latin-Ska Feuerwerk rechnet, wird sich hier wundern. Zugegeben, ich hatte mir schon beim ersten Track überlegt, ob ich den Bandnamen ("Es wird dir nicht gefallen") programmatisch verstehen soll.
Begrüßt wird man von den Jungs aus Uruguay mit einem verzerrten Schlagzeug-Intro, in das kurz darauf rockige Gitarrenriffs einbrechen. So hab ich mir das nicht vorgestellt, klingt aber gar nicht mal schlecht. Und noch während ich mir Gedanken darüber mache, ob ich vielleicht zu engstirnig an das Album rangegangen bin, bläst eine Trompete in "Fuera de control" zum Angriff: Mit subtilen Zeilen wird mir hier ein Abschied von der (Selbst-)Beherrschung nahegelegt, was ich mir angesichts des feinen Ska-Offbeats nicht zweimal sagen lasse.
Versöhnt höre ich mir die nächsten Lieder an und stelle fest, dass "Fuera De Control" in seiner Art recht alleine dasteht. Latin-Ska-Dogmatiker können also danach getrost die CD wechseln, alle anderen erwartet eine große musikalische Bandbreite an Songs, die inhaltlich von den Texten von Songwriter Emiliano Brancciari zusammengehalten werden.
Kann man "El Oficial" noch als Rock der härteren Gangart und "Una Triste Melodia" als schöne Ballade beschreiben, verliert sich ein deutlicher Genrefaden in den darauffolgenden Stücken. So experimentieren NTVG mit einer Mischung aus Rock, Reggae und allerlei lateinamerikanischen Rhythmen, was bei "No Lo Ves" oder "Simplemente Yo" zuweilen etwas lahm daher kommt.
Bei anderen Stücken wie "Pensar" und "Todo El Dia" hingegen funktioniert die Fusion wieder bestens, gekonnt gesetzte Bläserarrangements lockern hier die Stücke auf und verleihen ihnen eine Leichtigkeit, die zum Zurücklehnen verleiten, um den metapherreichen Texten zu lauschen. Dass die tendenziell etwas schwächeren langsamen Stücke auf diesem Album etwas in der Überzahl sind, lässt sich so denn auch gut verkraften.
Nach einer kurzen Pause beim aus Aberglauben traditionell mal wieder nicht vorhandenen Track 13 entlässt uns Emiliano Brancciari schließlich mit dem sanften, von einer Akustikgitarre getragenen "De Nada Sirve" und einem fragenden Ausdruck im Gesicht: Was war das nun eigentlich?
1 Kommentar
Man muss die Texte übersetzen können, um wirklich zu verstehen, was so viele in Argentinien zu riesengroßen Fans von NTVG macht. Jeder einzelne spricht zur Seele!! Ich liebe NTVG!