laut.de-Kritik
In der Camera Obscura herrscht farbenfrohe Schwarzmalerei.
Review von Yan VogelObscura vollenden auf Diluvium ihren mit "Cosmogenesis" begonnenen Albumzyklus. Die vergangenen vier Platten verbindet nicht nur die Wahl der Titel ("Diluvium" und "Omnivium" sowie "Cosmogenesis" und "Akróasis"), sondern auch die dem Artwork zugrunde liegende Farbgebung von blau, grün, gelb und rot/schwarz. Der Kreislauf des Lebens neigt sich dem Ende zu. Nach Geburt, Entwicklung und Bewusstsein folgt nun der Tod.
Und der fällt textlich wie musikalisch gewohnt eigenständig aus. Entgegen des genreüblichen Scream-, Bloody- und Gore-Gemetzels wählt Fronter Steffen Kummerer einen philosophischen Zugang zu den Rätseln des Makro- und Mikrokosmos'. Die Band kleidet das Konzept in technisch anspruchsvolle Melodic Death Metal-Kompositionen. Müßig zu erwähnen, dass hier allesamt Meister ihres Faches musizieren, die Anspruch und Musikalität spielerisch verbinden. Neben den stürmischen Sinfonien ist es ein Genuss, den Herren Lanser am Schlagzeug, Klausenitzer am bis zu 7-saitigen Bass und Kummerer/Trujillo an den Klampfen zu lauschen.
Auch auf "Akróasis" setzte das Quartett auf einprägsame Parts inmitten apokalyptischen Getöses. Der Unterschied zum Vorgänger liegt im gewachsenen Bandgefüge und der daraus resultierenden Zugänglichkeit des Materials. Obscura liefern auf "Diluvium" ihr "schwarzes Album" ab. Natürlich aufgrund des Themas Vergänglichkeit, aber auch aufgrund der Analogie zu Metallicas kommerziellem Überwerk.
Das Landshuther Abrisskommando bündelt wie Hetfield und Co. anno '91 seine Stärken und kommt mehr denn je auf den Punkt. Straighte Arrangements, Headbang-kompatible Riffs und unwiderstehliche Hooks lassen "Diluvium" trotz der Komplexität angenehm durchrauschen. In der Camera Obscura herrscht farbenfrohe Schwarzmalerei. Der Highspeed-Opener "Clandestine Stars", der sintflutartig hereinbrechende Titeltrack, die Dampfwalze "The Conjuration" oder das epische "Mortification Of The Vulgar Sun" klingen wie ein Parforceritt durch sämtliche Schwermetalle des Periodensystems. Doch auch den leisen Tönen verschafft das Quartett Geltung und streut mehrere zurückgenommene Parts ein, die auf cleanen und akustischen Gitarren sowie Klausenitzers Fretless-Melodien basieren. Die Begeisterung der einzelnen Bandmitglieder für Klassik und Progressive Rock zahlt sich trotz der jederzeit durchscheinenden Death/Thrash-Kante aus.
Der Closer "An Epilogue To Infinity" mit seinem progressiven Twist versöhnt dabei die alten Fans, die sich zudem an den vielen Analogien zu den vorherigen drei Platten erfreuen. "Emergent Evolution" hat Anleihen an "Incarnated" ("Cosmogenesis") oder The Conjuration greift auf "Velocity" ("Omnivium") zurück.
Auch die Huldigungen von Death Metal-Größen wie Cynic in puncto Gesangs-Arrangements (Vocoder) und Death in Sachen Riff- und Song-Gestaltung finden jenseits jeglicher Klischees statt. Die Verbindung zwischen Tradition und Moderne glückt hier brillant und weist in die Zukunft, auch wenn am Ende der Platte alles in Schutt und Asche liegt.
1 Kommentar mit 5 Antworten
Ich finde das Ganze auf LP-Distanz irgendwie etwas ermüdend und zu perfekt produziert. Da bevorzuge ich eher etwas räudigere ältere Produktionen.
Geb ich dir absolut Recht.
Alles etwas zu perfekt gemixt, sodass es weder auf emotionaler Ebene packt, noch aggressiv genug zum moshen klingt. Sind natürlich krasse Musiker rein technisch gesehen, aber keine guten Songwriter imho.
Aus demselben musikalischen Spektrum kann ich da Conquering Dystopia empfehlen (Loomis und Webster), da kommt alles in Perfektion zusammen.
Danke, da höre ich später mal rein
Kann man mit arbeiten oder eher nicht das richtige?
Puh ne sorry...da fehlen mir die Vocals und irgendwie machen mich diese Tempowechsel nervös . Dann lieber Mad butcher von Destruction .
Upps, Hätte ich natürlich erwähnen können, dass das ein Instrumentalalbum ist, dazu extrem proggy geraten Die Destruction-Keule geht natürlich immer!