laut.de-Kritik
Ein folkrockender Soundtrack zu Zigaretten und Alkohol.
Review von Rainer Henze"Songs For The First Row" betiteln Ocean Colour Scene ihren Rückblick auf 12 Jahre Bandgeschichte. Das ist clever. Ordentliches Selbstbewusstsein mit dem nötigen Hauch Ironie. Denn als Band hat es der Vierer aus dem nordenglischen Birmingham nie wirklich in die erste Reihe des britischen Rock geschafft. Dort standen immer andere, ob sie nun Oasis hießen, oder jüngst Stereophonics.
Die Kritiker mäkelten stets über die mangelnde Innovationskraft der Ocean Colour Scene. Zu traditionell sei ihr Sound, zu sehr im 70er-Jahre Gitarren-Rock verhaftet. Damit hatten sie natürlich irgendwie Recht, die Kritiker. Und doch gibt es einen Bedarf nach diesem vielleicht anachronistischen, aber eben funktionierenden Folk-Rock, bei dem der Rock nicht zu kurz kommt.
Funktion ist das Stichwort: Im Pub um die Ecke, kurz nach den last orders, mit den letzten zwei Pints in den Händen tut diese Musik ihren Dienst. Live sowieso. Und im Auto, auf der Landstraße, in der Einsamkeit, zwischen hier und dem Meer. Oh Oh la la! Und nicht zuletzt deshalb haben Ocean Colour Scene im Laufe ihrer Karriere eben doch die eine oder andere Platte verkauft und den einen oder anderen Top10-Hit im Königreich gelandet.
Und deshalb hat diese Compilation ihre Berechtigung. Denn einige Songs der OCS gehören definitiv in die erste Reihe. Alle Singles seit "Moseley Shoals" sind hier versammelt, dazu ein paar Live-Hits und Band-Favoriten. Im Booklet gibt's die gesamten Lyrics - wie es sich für Mitsing-Hymnen gehört. Und weil auch der wohlwollende Beobachter der britischen Musikszene nicht unbedingt jedes OCS-Album im Regal stehen hat, lohnt sich diese praktische Zusammenstellung allemal. Als zweckdienlicher Soundtrack zu Zigaretten und Alkohol.
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