laut.de-Kritik

Gefühls-Techno für die Freiluft-Saison.

Review von

Ziemlich genau zwölf Monate ist es her, dass der Bremer Newcomer Oliver Schories sein Debüt "Herzensangelegenheit" in die Plattenläden brachte. Jetzt gibt es schon wieder einen neuen Longplayer ihm. Seinem Ruf ein passionierter Workoholic zu sein, wird er somit voll und ganz gerecht. Kurz und knapp "Exit" betitelt, erscheint das neue Album auf Oliver Schories eigenem, vor zwei Jahren gegründeten Label Turnbeutel. Das dürfte aber auch schon der einzige Unterschied zum Vorgänger sein, denn ansonsten bleibt sich Oliver Schories mit "Exit" treu.

Und das heißt: Auch auf seinem neuen Album verbindet der Wahl-Hamburger locker fluffige Melodien mit entspannt groovendem Tech-House. Es sind genau diese zwei Komponenten, die Schories seit einiger Zeit als sein Markenzeichen etabliert hat. Als DJ hat er ein feines Gespür für den Club, das er in seine Tracks legt. Gleichzeitig arbeitet er konsequent an einem melodischen Überbau. Dabei zeigt er auf seinem neuen Album "Exit" auch keinerlei Berührungsängste, seinen Sound in poppigeres Fahrwasser zu steuern.

"Sunset" gleich zu Beginn des Albums und kurz darauf "Get Me" sind die ersten Versuchsobjekte auf "Exit" in dieser Richtung. Sie brechen die Beschränkungen von reinen Clubs-Tracks auf und öffnen sich mit Vocals in Richtung Pop. Das gelingt in manchen Momenten ganz gut, führt aber mitunter auch zu eher zweifelhaften Ergebnissen. "Sunset" beispielsweise ist so ein Track, der haarscharf an schwülstigem Ibiza-Kitsch vorbeischrammt.

Geschuldet ist das vor allen Dingen, den noch wenig eigenständigen Vocals auf "Exit". Sie entwickeln kein eigenes Klangbild, besitzen keinen eigenen Charakter und sind die Achillesferse seines Albums. Oftmals sorgen gerade die flachen Gesangspartien für den Eindruck, Schories bediene mit seinen Tracks bereits hundertfach zitierte Party-Sommer-Klischees. Für die Zukunft liegt hier noch ein enormes Entwicklungspotenzial, das ihn zu einem Großen machen könnte, wenn er den Mut findet, sich hier zu professionalisieren.

Dennoch muss man ihm bescheinigen, dass er sich wie schon auf seinen Releases der letzten Jahre, auch auf "Exit" eine beinahe kindliche Unbefangenheit bewahrt. Das ist seine große Stärke. Seine Tracks mögen nicht bis in letzte Detail sauber produziert sein. Das kann man aber getrost vernachlässigen. Oliver Schories macht "Gefühlstechno", der seinen Reiz aus der Stimmung und der Atmosphäre der einzelnen Stücke bezieht. Und die stimmen auf "Exit" von Anfang bis Schluss. Für die anstehende Freiluft-Saison schadet es nicht, Schories zweites Album im DJ-Koffer zu haben.

Trackliste

  1. 1. Intro (State Of)
  2. 2. Sunset
  3. 3. But maybe
  4. 4. Get Me
  5. 5. Circles
  6. 6. Go
  7. 7. Another Day
  8. 8. Only Good For Train
  9. 9. All I See
  10. 10. Like You
  11. 11. Exit
  12. 12. Be
  13. 13. Outro

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