laut.de-Kritik

Eingängiges Debüt des 19-jährigen Songwriters.

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Er ist Schotte mit italienischen Wurzeln, knapp 19 Jahre alt und sieht verdammt gut aus. Er arbeitete lange im Fish'n'Chips-Imbiss seiner Familie. An der Fritteuse wurde er musikalisch sozialisiert, weil dort sein Großvater mal schottische Weisen, mal italienische Arien zum Besten gab und sein Vater ihm die Musik der Drifters und anderer Rock'n'Roller nahe brachte. In der Plattensammlung seiner Tante stieß er zudem auf Wet Wet Wet und Ray Charles. Wenn es um die Umschreibung seines Timbres geht, fallen Namen wie Marvin Gaye und Rod Stewart. Er ist Singer/Songwriter mit einem klangvollen Namen: Paolo Nutini.

Diese Informationen haben es in sich, sind ungemein werbewirksam und machen neugierig auf das Debüt des jetzt schon hochgelobten Newcomers. Zuallererst handelt es sich bei "These Streets" um ein verlässliches, radiotaugliches Pop-Album, das sich in die Reihe der Werke empfindsamer Songwriter wie James Blunt, David Gray oder Jack Johnson einordnen lässt.

Im schwungvollen Opener "Jenny Don't Be Hasty" versucht Nutini Jenny davon zu überzeugen, dass er der Richtige für sie sei, auch wenn sie Männer über 23 bevorzugt. Das hat Witz und birgt eine gewisse Selbstironie in sich, wenn man Alter des Sängers kennt und er wie ein 40-jähriger nach einer durchzechten Nacht klingt. Danach wird es ruhiger, "Last Request", "Rewind" und "Million Faces" sind gefällige Midtempo-Balladen, die musikalisch einer Struktur folgen, die man schon unzählige Male gehört hat.

Dennoch hat Paolo Nutini einiges zu bieten. Mal singt er tief und heiser, dann erhebt sich seine Stimme, um kurz darauf wieder zerbrechlich zu klingen. Er erinnert hier und da an Damien Rice, ohne aber dessen tieftraurigen Pathos zu adaptieren. Mit "These Streets" folgt anschließend ein sehr hübscher Track, der mit schlichter Gitarrenbegleitung die Straßen und das Leben Londons und seine dort gemachten Erfahrungen behandelt. "New Shoes" gibt ein flotteres Tempo vor, "Loving You" erfreut mit Soul. Wozu er aber fähig ist, führt "Autumn" vor. Eine wunderschöne, eindringliche Klavierballade, die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Solche intensiven Momente wünscht man sich von Paolo häufiger.

"These Streets" hat für alle Stimmungslagen etwas zu bieten und kommt durchweg angenehm unaufdringlich produziertes daher. Das Debüt Nutinis vereint erfolgsorientiertes Kalkül mit der unschuldigen Naivität eines 19-jährigen. Ein gelungenes Popalbum, das mit einigen schönen Melodien und potenziellen Hits aufwartet, aber in manchen Momenten auch absehbar und ein wenig uninspiriert klingt.

Paolo Nutini bringt die besten Vorraussetzungen mit, um sich die nächsten Jahre im Popgeschäft zu etablieren, mit "These Streets" hat er einen großen Schritt in diese Richtung getan. Bleibt nur zu wünschen, dass er Jenny – trotz seines jungen Alters – doch noch für sich gewinnen kann.

Trackliste

  1. 1. Jenny Don't Be Hasty
  2. 2. Last Request
  3. 3. Rewind
  4. 4. Million Faces
  5. 5. These Streets
  6. 6. New Shoes
  7. 7. White Lies
  8. 8. Loving You
  9. 9. Autumn
  10. 10. Alloway Grove

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