laut.de-Kritik

Weckt Erinnerungen an Ty und stellenweise sogar an Guru.

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Man möchte einfach nicht glauben, dass Phantom Black erst jetzt sein Debüt-Album vorgelegt haben soll. Schließlich springt der Mann seit gefühlten Ewigkeiten in der Hamburger Rap-Szene herum, deren Mitglieder ebenfalls schon immer am Start sind. Mindestens. Doch Leo Mosleys Diskografie beschränkt sich bisher in der Tat auf ein, zwei EPs und ungezählte Feature-Parts.

Höchste Zeit also, das zu ändern - und welcher Name stünde einem derart langwierig ausgebrüteten Werk besser zu Gesicht als der eigene? In "Leo Mosley" stecken neben zwei Jahren konzentrierter Arbeit vor allem über zwei Jahrzehnte Erfahrung in einer "industry full of rats and snakes".

Die Gelassenheit, die Phantom Blacks Flow von der ersten Minute an demonstriert, die bekommt man weder in die Wiege gelegt, noch lässt sie sich aus der Luft greifen: So lässig und unaufgeregt stylet nur, wer reichlich Routine vorzuweisen hat.

Phantom Black entführt "back to the Teddy Pendergrass days" und weckt dabei Erinnerungen an Ty, stellenweise gar an Guru. Beider lyrischen Tiefgang erreicht er zwar nicht. Allerdings kündet durchaus von Kenntnis der Materie, wenn Leo Mosley von der guten alten Zeit berichtet - und davon, dass man bei der Stange bleiben muss, um sich auf der Fahrt in Richtung schnelllebigere Tage nicht abhängen zu lassen.

Irgendwie bleibt doch immer alles beim Alten: "Since I've been away ain't a damn thing changed." Herrschenden Moden hinterher zu rennen hat ein Leo Mosley nicht nötig. Der Gefahr, hie und da ein wenig gestrig zu erscheinen, blickt er unbeeindruckt ins Auge: "I'm still on my grind, doing my thing." Dann klingts halt, wie aus den 90ern - so what?

Ebenso stoisch geht Phantom Black mit seinem völlig fehlenden Gesangstalent um. Wenn er Lust zum Singen hat, tut ers einfach. Dass einem das Resultat - zum Beispiel in "Thump" oder "Hold On Me" - gediegen die Socken auszieht: ihm offenbar herzlich wurscht.

Musikalisch präsentiert sich Leo Mosley - der Mann wie das Album - breit aufgestellt: Neben ordentlich durchgefunkten Golden Era-Hip Hop mit Soul-Samples und Streicher-Bombast lässt sich vollkommen gleichberechtigt ein astreiner Dancehall-Tune packen. Die zahlreichen zum Pult gebetenen Produzenten bringen gleichermaßen jazzige Bläser, rumpelnde Bässe und Synthies unter.

Dass Phantom Black (schon immer, mindestens) in Hamburg residiert, hört man weder Beats, noch Raps noch Features an. Diejenigen, die die üblichen Verdächtigen gewesen wären - Samy Deluxe, Eißfeldt, D-Flame, Nico Suave oder wie sie alle heißen - bleiben konsequent außen vor. Unser für fremde Ohren doch etwas sperriges Idiom soll einen möglichen internationalen Durchbruch offensichtlich nicht im Wege stehen.

Deutsch quirlt Phantom Black lediglich brockenweise unter seinen "Keller Sound". Witzigerweise gerät die soullastige Oldschool-Nummer so zum einzigen Beispiel wirklich innovativen Wortsport. Der Rest wirkt angenehm vertraut. "Sunday morning music, some smooth shit." Vielleicht tatsächlich "already classic" - aber eben auch wenig überraschend.

Trackliste

  1. 1. Sumtin Groovey
  2. 2. Play It Again Sam
  3. 3. Keep Your Head Up
  4. 4. 4 Play
  5. 5. Thump
  6. 6. Hold On Me
  7. 7. This Paper
  8. 8. Hit My Grass
  9. 9. You Know Who
  10. 10. Hold Up
  11. 11. Since I've Been Away
  12. 12. Everytime You Pass Me By
  13. 13. Keller Sound
  14. 14. Home
  15. 15. Last Song

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