laut.de-Kritik
Deutschpop mit Tiefgang - wer zuhört, wird belohnt
Review von Kai Butterweck"Du fällst aus allen Wolken ins Licht. Der Schrecken steht in deinem Gesicht. In der Hand wächst dir ein Traum. Trau dich ihn dir anzuschauen", heißt es im Song "Der Trick". So in etwa dürfte es Alexander Freund, Andreas Kaufmann und Benjamin Argandona alias Pilot ergangen sein, als sich nach fast fünfzehn Jahren Bandgeschichte doch noch die Pforten des Industrie-Himmels für das Trio öffneten. Denn nach zwei eher unauffälligen Outputs und jahrelangen Tour-Strapazen zeigt sich doch noch ein Major interessiert an den Klängen des Kölner Dreiers.
Ob gewollt oder nicht: Geht es um die musikalischen Fähigkeiten, haben sich Pilot den Einzug in besagte Industrie-Bel Etage redlich verdient, denn mit ihrem Drittwerk schließen die Rheinländer die Lücke, die Selig Anfang 1999 hierzulande hinterlassen haben und seit ihrem Comeback 2008 nicht mehr zu füllen wissen. Zumindest von der Basis her kommen Pilot nicht um einen Vergleich mit den Hamburger Veteranen herum, auch wenn die Domstädter etwas poppiger zu Werke gehen als Jan Plewka und Konsorten.
Zwar geht es auf dem Opener "Eins" leicht übersteuert und kratzig zur Sache, während Sänger Alexander mit markantem Organ zur Vereinigung auffordert, doch das kantige Rock-Gewand weicht in der Folge zunehmend leiseren Tönen. Das ändert aber nichts am füllenden Ausdruck, der sich in Songs wie "Nimm Mich", "Lass Dich Finden" oder "Wenn Es Zu Ende Ist" ausbreitet, als würde die Band bereits seit vielen Jahren zu den Speerspitzen ihres Genres zählen.
Eine klare Sound-Definition lässt sich zwar oberflächlich ausmachen, gerät aber durch stetig eingestreute Überraschungsmomente immer wieder ins Wanken. "Schuld" daran ist beispielsweise ein Song wie "Der Trick", eine blühende Beatles-Hommage, inklusive Tuba-Gebläse und heiterem Chor. Oder auch "Beweg Dich", ein Song, der mit seiner ZDF-Hitparade-Mitschwing-Mentalität zunächst reichlich deplatziert wirkt, am Ende aber doch noch die Kurve kriegt.
So wird das allgemein eher melancholische und tiefgründige Fundament punktuell aufgelockert, ohne aber das Gesamtbild nachhaltig instabil wirken zu lassen. Songs wie der Titeltrack, "Lass Dich Finden", "Du Bist Wasser" oder auch das abschließende emotional aufwühlende "Nimms Nicht So Schwer" stehen wie eine Eins und driften nur selten in kitschige und Klischee behaftete Sphären ab.
"Zuhören" ist ein Album, das seinen Titel völlig zu Recht trägt. Es ist ein Werk voll von kreativem Freigeist. Die Aufforderung, seiner inneren Stimme zu folgen, wurde selten so charmant und unaufdringlich präsentiert wie hier.
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Goethe Reim routine... AABBAABBAABBAABBAABB und mein misantropisches Weltbild manifestiert sich.