laut.de-Kritik
How 2B still relevant? Sonderzeichen helfen P!nk auch nicht weiter.
Review von Kerstin KratochwillDas mittlerweile achte Album von P!nk spricht zwar im Titel davon, dass es schmerzen würde, menschlich zu sein, die Musik darauf ist weniger tiefgründig: Die Hochglanzproduktion lässt keinerlei Ecken, Kanten oder Dreck zu, was ein wenig dem rebellischen sowie streitbaren Image der Sängerin widerspricht.
Der Opener "Hustle" ist ein auf gute Laune getrimmter Stampfer. Weiter geht’s mit Autotune und zeitgemäßem Sound auf "(Hey Why) Miss You Sometime"), auf dem man spontan beim ersten Hören nicht unbedingt auf P!nk schließen würde. Monotone Radio-Hymnen ("Walk Me Home"), dramageschwängerte Balladen ("90 Days (feat. Wrabel)") und Mainstream-Pop für den Autoscooter ("Can We Pretend (feat. Cash Cash)") wechseln sich nahtlos ab, um so wenig störend wie möglich vorbei zu rauschen.
Selbst das von Beck produzierte "We Could Have It All" klingt seltsam generisch und glattgebügelt. Einzig in den letzten beiden zurückgenommenen Piano- und Gitarrentracks "Circle Game" und "The Last Song Of Your Life" kann ihre starke Stimme brillieren. Hoffen wir mal, dass die Streaming-Generation überhaupt so weit zuhört und sich nicht nur die eingängigen Tracks für diverse Party-BBQ-Morningmix-Whatever-Playlists zusammen sucht.
Vor fast zwanzig Jahren stürmte P!nk den Pop und forderte "Get The Party Started" mit meist selbstgeschriebenen rotzigen Songs, die durchaus Charts- und Ohrwurmpotential besaßen. Zwar finden sich in den Lyrics viele "Fuck Offs", aber wen soll das denn bitte noch provozieren? Und so bleiben die Tracks auf "Hurts 2B Human" größtenteils extrem vorhersehbar und brav. Aufregendes ist auf dem jüngsten sauber polierten Album nicht mehr zu finden. So stellt sich leider die Frage, wie relevant so ein Sound im Meer tausend ähnlich klingender Produktionen noch sein kann? Die einstigen schillernden "Shades Of P!nk" sind jedenfalls hier nicht mehr auszumachen und weichen einem gewollt gekünstelten Mischmasch an Farben – aber eigentlich hätte einem das bereits das seltsam "gemalte" Cover mit Hipster-Typografie verraten können.
7 Kommentare mit 17 Antworten
Keine Ehrenfrau
Ehrenlos
"Vor fast zwanzig Jahren stürmte P!nk den Pop und forderte Get The Party Started" mit meist selbstgeschriebenen rotzigen Songs, die durchaus Charts- und Ohrwurmpotential besaßen."
"rotzig" vielleicht, wenn man ansonsten die handmaschine zu oli p. hat rattern lassen.
aber eigentlich war das auch schon vor 20 lenzen nur aalglatt produzierter, a weng auf punk getrimmter, radiokompatibler scheißdreck.
!
Umso mehr Quatsch, als das ein Großteil des Albums, auf dem "Get the Party started" war, inklusive eben jenem Song, von Linda Perry geschrieben wurde.
kann man grundsätzlich so stehen lassen
Die Plastik-Rebellin für Jura-Erstsemester die nach der zweiten Trennung, in eine pseudofeministische Phase übergehen, und dafür einen passenden Soundtrack brauchen.
Netter Versuch, aber leider nicht ganz so witzig.
Gut auf den Punkt gebracht, danke!
Wahrscheinlich ihr schlechtestes Album (abgesehen von ihrem ersten Album). Es klingt tatsächlich sehr glattgebügelt. Aber so klang auch schon ”Beautiful Trauma“ (2017). Ich vermute dass dieses Album veröffentlicht werden musste um irgendwelche Bedingungen eines Vertrages zu erfüllen. Denn sonst nimmt sie sich ja viel mehr Zeit für ihre Alben.
Die einzigen Songs die mich umgehauen haben sind ”Hustle“, ”(Hey Why) Miss You Sometime“, ”Courage“ und ”Circle Game“. Der Rest ist nicht unbedingt schlecht aber echt langweilig.
"seltsam generisch und glattgebügelt" trifft so ziemlich auf alles zu, was Beck in den letzten Jahren fabriziert hat.
Dachte ich auch, das Wort „seltsam“ wirkt in dem Zusammenhang irgendwie deplatziert. „Gewohnt“ wäre passender.
"Gewohnt" trifft es genau.
Trotz Becks-Power leider ein Schuss in den Ofen. Habs zwar niemals gehört, stimme aber Kerstin Krawinkel in sämtlichen Punkten zu.
4/5 dafür und nächstes Mal bitte wieder mehr Gas geben, Pinkerton