laut.de-Kritik
Wie ein verschmitztes Lächeln oder ein verschwörerisches Augenzwinkern.
Review von Juliette KaiserAchtung, die vier Mädels bekommt man nicht mehr aus dem Ohr! Beim ersten Hinhören klingt es harmlos. Doch im Schlagschatten der musikalischen Naivität lauern Humor, Stil und nicht zuletzt Düsternis. Zurück von ihrer USA- und Australien-Tournee mit Tilly und Camera Obscura veröffentlichen Pony Up ihr erstes Album "Make Love To The Judges With Your Eyes". Ein so schlichtes wie brillantes Indiepop-Debüt.
Die Texte sind sauber ins Booklet geschrieben, doch hinter der schönen Mädchenschrift stecken doppelbödige Geschichten. "He rode in on a horse and I took him down[...] I left you on the ground. Dance for me, I like to watch", sind die ersten Worte, die die ehrlich brutalen Prinzessinnen "without charme" singen.
Die erste Hälfte der Platte ist ruhig und erinnert an Beck oder R.E.M.. Die Melodien sind nebulös, die Gitarren unaufgeregt, das Piano schwankt zwischen klagend und heiter und im Hintergrund singt die Band im Chor etwa in "Only Feelgood". Später wird es beatlastiger. Dass Arcade Fire im selben Studio aufnehmen, ist mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl.
Die Single "The Truth About Cats And Dogs (Is That They Die)" ist ein gnadenloser Ohrwurm. Man kann nicht anders als es immer wieder hören, oder sich alternativ die Mädels als tanzende Gerippe im dazugehörigen Video anzuschauen – nein, die Kanadierinnen sind keine essgestörte Tanzgruppe, sondern bittersüß animierte Ladys. Und wenn es aus ist, singt man garantiert noch den restlichen Tag vor sich hin: "Give me a reason, send my a postcard, tell me a story, why are you so far...tell me why you fooling no one."
"Make Love To The Judges With Your Eyes" ist wie ein verschmitztes Lächeln oder ein verschwörerisches Augenzwinkern zwischen Mädchen, die nicht immer lieb sind.
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