laut.de-Kritik

So heavy wie die Schweizer Alpen.

Review von

Für eine Rockband gibts Schlimmeres, als mit Soundgarden verglichen zu werden. Auf "IV" leben Pure Inc. jedenfalls ziemlich gut mit dem Vergleich und widersetzen sich mit elf starken Tracks jedem "Kopie"-Schreier.

Davon abgesehen verdienen Gianni Pontillo, Sandro Pellegrini, Hoffi und Dave Preissel natürlich sowieso eine neutrale Betrachtung. Ohne Vorwarnung kommt der Opener "Once Upon The Time" um die Ecke, der bombensicheren Hardrock mit Schwermetall-Anleihen zelebriert.

Breite Riffs und klassische Rhythmen werden von einer melodiösen Hookline veredelt. Dem Prinzip bleiben sie auf "IV" durch die Bank und mit dicken, schwarzen Hosen treu. Okay, die stimmliche Ähnlichkeit von "The Throat" Pontillo mit Cornell ist schon gewaltig. Aber was will man machen? Genau, darauf eine feuchte Flatulenz geben und die Verstärker noch weiter aufdrehen.

Nach zwei Brettern zum Einstieg schaltet man in der trägen Strophe von "Fading to Grey" erstmals einen Gang runter, bevor die Stimme Pontillos im Refrain ordentlich Dampf macht. Die hohen Register haut sonst wirklich nur der echte Chris Cornell so raus. Leiser, dafür unverschämt cool präsentieren sie sich mit "My Riverbed", das dem Distortion-Kanal eine Auszeit gönnt.

Gitarrist Pellegrini geht wie seine Rhythmuskollegen mit viel Spielfreude ans Werk und versteckt sich auch nicht vor härteren Grooves. Besonders wenn er ein Riff wie am Ende von "F.U.C.K" auspackt, knacken die Nackenwirbel schon vor lauter Vorfreude ob der schleppenden Schwere.

Auch "Take me Away" hat die Leichtigkeit eines Schweizer Bergmassivs in jedem tief gestimmten Ton verinnerlicht. In schönem Kontrast dazu stehen die offenen Refrains, die Pontillo manchmal gar poppig-melodiös rüberbringt.

Das geht in Ohr, Nacken und Tanzbein. Dabei salutieren Pure Inc. fleißig den Rockhelden vergangener Tage. Zu Soundgarden gesellen sich Pantera in "Blood Runs Black" oder auch Alice in Chains in der "Number 7".

Die Zitate großer Rockmusik als dumpfen Abklatsch zu verstehen, würde den Schweizern jedoch Unrecht tun. Spätestens wenn bei "Sexxells" ein Saxophon (!) über eine frenetische Wah-Wah-Gitarre trötet, ist jeder Zweifel an der Eigenständigkeit ad absurdum geführt.

Handwerklich tadellos und fett produziert liefert "IV" den Sound, nach dem sich viele Langhaarige sehnen: Pure Inc. besinnen sich völlig unpeinlich auf die Wurzeln der Rockmusik und legen ihr eigenes Schäuflein obendrauf. Auch wenn Cornell nach Basel ziehen würde, Pure Inc. sind schon da.

Trackliste

  1. 1. Once Upon A Time
  2. 2. Blood Runs Black
  3. 3. Fading To Grey
  4. 4. F.U.C.K
  5. 5. My Riverbed
  6. 6. Diary of a Suicidal Man (Open Road)
  7. 7. Number 7
  8. 8. Take Me Away
  9. 9. To The Rhythm
  10. 10. Sexxells
  11. 11. Beyond The Universe

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2 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Cool, endlich mal wieder ne wirklich interessante Rock-Scheibe seit längerer Zeit. Zumindest für mich.

    Musikalisch spricht mich die band mehr an als Soundgarden, weil der sänger nicht so hoch wie Cornell es manchmal tut. Und der metaleinschlag tut auch ganz gut

  • Vor 14 Jahren

    wenn der vergleich mit soundgarden (selbst zu upside zeiten) stimmen würde, dann wird mir sicher die kinnlade runterfallen. ich bin aber skeptisch und rechne eher mit name-dropping... sorry. aber reinhören werde ich definitiv. ;)