laut.de-Kritik
Konfetti und nackte Aufblaspuppen zu Weihnachten.
Review von Michael SchuhDas Hammersmith Odeon ist nicht die Stadthalle. Im Dezember 1975 hatten es Queen nicht mehr nötig, muffelige, für den örtlichen Musikverein vorbehaltene Kleinstadt-Hallen zu bespielen. Ein Jahr vorher traten sie auf der "Sheer Heart Attack"-Tour dagegen noch ungeniert in der Stadthalle Singen auf, wie ich im Hause eines örtlichen Konzertveranstalters mal ungläubig von einem gerahmten Konzertplakat ablesen durfte.
In diesen 12 Monaten passierte bei Queen aber auch einiges: "Bohemian Rhapsody", eine verrückte Mixtur aus Operette, Heavy Metal und Vaudeville-Theater, kletterte auf Platz eins der britischen Charts. Das Ende November 1975 erschienene "A Night At The Opera" strotzte vor wagemutigen Ideen und Selbstvertrauen. Und, wie Brian May sich in der neuen DVD-Doku "Looking Back At The Odeon" erinnert: Das Fernsehen hatte Queen entdeckt, "was in erster Linie bedeutet, dass du auf der Straße erkannt wirst".
Für das seinerzeit aufgrund eines Knebelvertrags aus der Anfangsphase noch nicht in Saus und Braus lebende Quartett war es also eine große Sache, als die BBC kam und sagte: Leute, wir übertragen euer Weihnachtskonzert im Hammersmith Odeon live in der Sendung "The Old Grey Whistle Test" und im Radio läufts auch. 3500 Zuschauer sollen damals die größte Menschenmenge gewesen sein, vor der Queen bis dato spielten, auch wenn sie gerade ein paar Wochen zuvor schon fünf Abende hintereinander dort spielten. Nun ja, war vielleicht nicht ausverkauft, jedenfalls war der Gottesdienst am 24. Dezember '75 angerichtet, und wem gehuldigt wurde, wird ab Sekunde eins klar.
Wie die Menschen vor 40 Jahren haben auch wir heute die Wahl, uns die Show anzuhören (CD) oder am TV anzusehen (DVD/Blu-ray), beides ist ganz großer Rock'n'Roll-Zirkus. Queen sind perfekt eingespielt und so tight wie Freddies Hintern im weißen Satin-Ganzkörperfummel. Da wundert es nicht, dass die Show das angeblich meistgebootlegte Queen-Konzert darstellt, wobei es scheinbar nie komplett oder unzerstümmelt auf die Plattenbörsen kam.
Von ihrem nagelneuen Studioalbum spielen Queen nicht fünf Songs, nicht drei, sondern genau einen: "Bohemian Rhapsody", wie in den Folgejahren auch arrangiert als Live-Medley, das vor dem Chorteil abbricht, und in einen anderen Song übergeht, hier in "Killer Queen". So richtig verstehen können Roger Taylor und Brian May das 40 Jahre später auch nicht mehr, wahrscheinlich wollte Freddie Mercury es so. Er hatte oft das letzte Wort, was der Gruppe insgesamt gesehen sicher nicht geschadet hat. Auch auf die eher zusammenhanglosen Rock'n'Roll-Covers im Zugabenteil bestand offenbar Freddie, zum Runterkommen nach dem ganzen ernsten Stuff.
Seine damals arg Eisenherz-mäßige Frisur verstärkt noch das Bild von Mercury als verrücktem Superbegabten in einer Gruppe voller Einzelkönner. Die Rhythmusabteilung Taylor/John Deacon nagelt ein Fundament, auf dem eigentlich eh schon nix mehr schief gehen kann, aber auch May ist kein tumber Fiedler und haut Spitzensoli raus, etwa in "White Queen". Herzergreifend hier natürlich auch, wie Freddie im Mittelteil ganz neue Pianoläufe improvisiert. Gut, ein sechseinhalb Minuten langer Gitarrensolo-Auftritt ist für jemanden, der nie Joe Satriani-Konzerte besucht, schon harter Tobak.
Wie schon auf "Live At The Rainbow" walzt "Sun And Daughter" mit seinen tonnenschweren Sabbath-Riffs über Raum und Zeit hinweg und leitet über in den ersten Queen-Hit "Keep Yourself Alive". Damit auch vor den Radiogeräten Stimmung aufkommt, macht Mercury sogar den Animateur: "So Leute, jetzt alle schön den Refrain mitsingen. Helft uns, ihr könnt auch eure Sachen ausziehen."
Als Rausschmeißer fungiert damals "In The Lap Of The Gods", der epische Closer mit Lalala-Part, zu dem Taylor anmerkt: "Es war unser 'Champions' vor 'We Are The Champions'". Danach regnet es Konfetti und Luftballons und nackte Aufblaspuppen aufs Publikum, die Band kommt umgezogen auf die Bühne zurück: Brian als distinguierter Kunststudent mit langem Schal überm Anzug, Freddie im Kimono, den er aber bald ablegt, um in kurzer Turnhose und barfuß abzuhotten, Roger mit bunter Perrücke, nur auf John hatte mal wieder keiner geachtet, so dass er sich einfach ne Basecap aufzog. Spielte keine Rolle: Drei Tage nach der Show stand "A Night At The Opera" an der Spitze der britischen Charts.
Überhaupt muss ich hier mal anmerken, dass das Standing von Taylor und May, die ich aufgrund ihrer überflüssigen Queen-Liveshows, ihrer komischen Studioalben mit anderen Sängern und Resteverwertungen oft an den Pranger stelle, in meiner Gunst gerade wieder steigt. In der vorliegenden Doku kommen sie als absolute Sympathen rüber, die tatsächlich Lust haben, über diese spezielle London-Show zu sprechen. Und letztlich sind exzellent remasterte und wieder aufbereitete Livescheiben von 1974 und 1975 genau das Gold, wonach Fans schürfen. Show must go on!
1 Kommentar mit 4 Antworten
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Spreiz deine Beine
Zeig die Fotze
Lass Dich gehen!!!
Sind Leute schon für weitaus geringere Dinge angezeigt worden
Hm?
Ach Gott, wie schlimm, wird dein Mund oder dein Anus mit sowas nicht fertig Kind? Und Pics worauf ich ein Copyright habe, nun ich erkläre dir das nicht lange, den Fake darfst behalten, ansonsten gibt es hier eine Meldung gleich und eine Anzeige gegen Unbekannt. Aber so dumm wie du bist Mädchen, befürchte ich dass das nicht lange beim Unbekannt bleibt.