laut.de-Kritik
Das flutscht erfreulich eingängig durch die Löffel.
Review von Michael EdeleRage die, äh, wievielte eigentlich? Is ja auch wurscht, denn so lange die Mucke nach wie vor hinhaut, bitte auch ich um meine jährliche Dosis Rage. In der Besetzung scheint es für das Trio die leichteste Übung zu sein, regelmäßig erstklassige Alben auf den Markt zu bringen. Nur an der Themenauswahl sollte vielleicht noch gearbeitet werden.
Zwar begrüße ich die Idee, den Cthulhu Mythos von H.P. Lovecraft musikalisch umzusetzen. Aber erstens sind Rage musikalisch nicht unbedingt die perfekte Band, da ihre Musik nicht mal ansatzweise düster genug ist, um diesen Themenkomplex zu behandeln, und zweitens scheint Peavy den Mythos nur vom Hörensagen zu kennen. Mit Lovecrafts großen Alten haben die Kerle hier jedenfalls nichts zu tun. Scheint also genügend Gründe zu geben, Herrn Wagner mal auf den Zahn zu fühlen.
Doch genug gestänkert, schließlich bietet "Soundchaser" neben der zusammen gestückelten Geschichte jede Menge gute Musik und Melodien, die sich im Handumdrehen in den Gehörgang bohren. Ich hör zwar schon ein paar Dünnbrettbohrer nölen, dass hier viel zu viele fröhliche Melodien wie bei "War Of Worlds", "Great Old Ones" oder "Human Metal" vertreten sind, und dass man als wahrer Metaller solche Spaßigkeiten nicht gut finden darf. Aber da scheißt doch eh jeder drauf, der sich seine zwei Gehirnzellen nicht mit drei anderen teilen muss. Zum Thema passt das zwar wirklich nicht, aber Spaß macht die Scheibe trotzdem
Das neue Album flutscht erfreulich eingängig durch die Löffel, ohne dabei Gefahr zu laufen, zu schnell langweilig zu werden. Denn Victor Smolski nutzt die sich bietenden Gelegenheit perfekt aus, um immer wieder ein paar abgefahrene Licks oder wahnwitzige Melodien, bzw. Soli einzubauen. Ich denke mal, es wird nicht nur mir so gehen, dass man bei "Secrets In A Weird World" stellenweise an Dream Theater denken muss (was nicht zuletzt am Gitarrensound liegen dürfte). Peavy selbst hat sich auf "Soundchaser" eigentlich durchgehend auf den mittleren Stimmbereich konzentriert, was zu den jeweiligen Songs auch hervorragend passt. Spaßes halber haben sie sich aber noch Andi Deris ins Studio geholt, der auch ein paar Strophen von "Wake My Nightmares" intonieren darf.
Mit dessen Stammcombo geht es im Herbst auch auf Tour durch einige deutsche Hallen, und vielleicht gibt's da ja dann auch das Live-Duett zu hören. Wer schnell genug ist, kann sich auch noch die Limited Edition mit dem Bonus Track "French Bourree" sichern.
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