laut.de-Kritik

Zum dritten Mal alte Stücke solo am Klavier.

Review von

Die Vorgehensweise hat sich seit 2003 bewährt: Randy Newman an Klavier und Mikrofon, Mitchell Froom an den Reglern, seit 2011 unterstützt durch Newman-Spezi Lee Waronker. Drei Männer, die sich auf die Neuinterpretation, oder eher die Reduzierung alter Stücke Newmans spezialisiert haben.

Drei Platten sind bislang herausgekommen. Mit dem vorliegenden "Vol. 3" erscheint die Sammlung als Vinyl-Box-Set mit einer zusätzlichen Bonus-Tracks-Scheibe. Und nach wie vor ist es ein Genuss, den ironischen Tiraden des Zynikers in intimer Atmosphäre zu lauschen. Seine manchmal gequälte Stimme klingt sogar besser als 2011 auf "Vol. 2".

Den Beginn macht ein Stück von 1977, das nach wie vor zu seinen beliebtesten gehört, "Short People": "Short people got no reason to live" stellt er gleich in den ersten Zeilen fest. Natürlich nur ein Witz, musste er damals in einem Interview erklären.

"Mama Told Me Not To Come" gehört gar zu seinen ersten Kompositionen. Er schrieb es 1966 für Eric Burdon, bekannter ist jedoch die Version aus dem Jahr 2000, von Tom Jones mit den Stereophonics.

"Love Story (You And Me)" eröffnete 1968 Newmans Debütalbum. "We'll have a kid / Or maybe we'll rent one / He's got to be straight / We don't want a bent one", stellte er sich damals die "perfekte" Familie vor. 1972 verfasste er die scheinbar romantische Ode "Burn On" über den Fluss Cuyahoga, der so verseucht war, dass er spontan anfing zu brennen.

Doch hat Newman auch ein Herz, nämlich für Kinder. "You've Got A Friend In Me" ist eines von vielen Stücken, die er für Disney- und Pixar-Produktionen schrieb. Dieses war für "Toy Story" (2006), für zwei weitere Songs aus demselben Holz heimste er 2002 und 2011 den Oscar ein.

Interessant, dass sie auf keinem der "Volumes" zu finden sind, das gute Material geht ihm aber auch so nicht aus. "Simon Smith and the Amazing Dancing Bear" ist ein weiteres kindertaugliches Stück, das 1967 in der ersten Episode der Muppet Show zu Ehren kam. Weitere, wie "Rollin'" oder "Guilty", gehören nicht zu Newmans bekanntesten Kompositionen, entfalten aber den gewohnten schrägen Charme. "Got some whisky from the barman / Got some cocaine from a friend / I just had to keep on movin' / Til I was back in your arms again", lautet sein Versuch in letzterem, bei seiner Angebeteten zu landen.

Eine Hymne dagegen (für das Basketballteam der Lakers) ist "I Love L.A.", das mit der denkwürdigen Zeile "Hate New York City" beginnt. "Everybody's very happy / 'Cause the sun is shining all the time / Looks like another perfect day / I love L.A." schmalzt er vor sich hin, weist aber natürlich auch auf weniger wohlhabende Gegenden und einen knienden Obdachlosen hin.

Großartig, nach wie vor. Dass er seinen Witz nicht verloren hat, beweist Newman mit einem Stück namens "Putin", das er zeitgleich mit dem vorliegenden Album online veröffentlicht hat:

He can drive his giant tractor
Across the Trans-Siberian plain
He can power a nuclear reactor
With the left side of his brain
And when he takes his shirt off
He drives the ladies crazy
When he takes his shirt off
Makes me wanna be a lady

Vermutlich wird Newman von "Vol. 3" in russischen Regierungskreisen nicht allzu viele Exemplare absetzen, aber das wird er verschmerzen können.

Trackliste

  1. 1. Short People
  2. 2. Mama Told Me Not To Come
  3. 3. Love Story
  4. 4. Burn On
  5. 5. You've Got A Friend In Me
  6. 6. Rollin'
  7. 7. Guilty
  8. 8. Simon Smith And The Amazing Dancing Bear
  9. 9. Davy The Fat Boy
  10. 10. Red Bandana
  11. 11. Old Man
  12. 12. Real Emotional Girl
  13. 13. I Love To See You Smile
  14. 14. I Love L.A.
  15. 15. Bad News From Home
  16. 16. I'll Be Home

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