laut.de-Biographie
Rechenzentrum
Ihre Live-Performances, bei denen Sound und Bilder zu einem audio-visuellen Gesamtkunstwerk verschmelzen, bescheren Rechenzentrum in beständiger Regelmäßigkeit Schlagzeilen in den Feuilletons rund um den Globus. Die Gleichberechtigung von Ton und Bild gehört bei Rechenzentrum von Anfang an zum Konzept: Bei ihrem ersten Auftritt 1997 auf der Documenta in Kassel zaubert Marc Weiser allerlei Geräusche aus seinem Laptop, die vom irischen Videokünstler Lillivän bebildert werden. Eine Arbeitsteilung, die bis heute Bestand hat und sich bei zahlreichen Rechenzentrum-Auftritten bewährt hat, in Underground-Clubs genauso, wie vor kunstsinnigem Publikum. Seit dem 2000 auf dem Berliner Label Kitty-Yo erschienenen und selbstbetitelten Debütalbum "Rechenzentrum" gehört auch das Elektronauten-Mitglied Christian Conrad zum Line-Up des Vorzeige-Multimedia-Projekts. An der Seite von Marc Weiser steuert er die Sounds des Rechenzentrums.
Von Beginn an haben es Rechenzentrum verstanden, sich als intellektuelles Projekt zu präsentieren. Zwar finden sich auf "Rechenzentrum" noch Anleihen an straighte House- und Technotracks, doch zeigen die folgenden Releases, unter anderem auf dem T.Raumschmiere-Label Shitkatapult, wohin sie wirklich wollen. Weg von der konkreten Clubmusik hin zu abstrakten Klangcollagen, die herkömmliche Soundstrukturen höchstens noch als Zitat verarbeiten, sich ansonsten aber eher als an- und abschwellender Datenstrom verstehen. John Peel zeigt sich beeindruckt und lädt die Jungs nach London in sein Studio ein. Die Aufnahmen erscheinen 2001 auf Kitty-Yo, wie schon das Debüt. Zahlreiche Auftritte von Hong Kong über die Expo in Hannover bis zum Sonar Festival in Barcelona halten die Jungs auf Trab.
Immer wieder treten sie an der Seite befreundeter Musiker auf. 2000 in Berlin beispielsweise zusammen mit der japanischen Industrial-Legende Merzbow und auch der durchgeknallte Samba-Elektroniker Senor Coconut teilt sich mit Rechenzentrum im selben Jahre die Bühne. Enge Verbindungen zu Berliner Electro-Acts wie To Rococo Rot, Pole oder Tarwater sind sowieso eine Selbstverständlichkeit, schließlich pflegt Wieser in der Rolle des Bookers und Promoters für den mittlerweile umgezogenen Berliner Club "Maria am Ostbahnhof" einen engen Kontakt zur lokalen Szene.
2003 erblickt der bisher ambitionierteste Rechenzentrum-Release beim renommierten Frankfurter Label Mille Plateaux das Licht der Welt. "Director's Cut" erscheint als CD mit dazugehöriger DVD und schafft es, das Multimedia-Live-Konzept der Band für den Heimgebrauch zu konservieren. Bild und Ton greifen hier auf bestmögliche Weise ineinander über und lassen konventionelle Grenzziehungen hinfällig erscheinen.
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