laut.de-Kritik
Handgemachter Latin-Pop. Und leichte Rutschgefahr.
Review von Kai ButterweckNach vierjähriger Studioabstinenz meldet sich Ricky Martin mit seinem zehnten Album "A Quien Quiera Escuchar" zurück. Konkret zehn neue spanischsprachige Eigenkompositionen, von denen der Verantwortliche mehr als überzeugt ist: "Ich liebe dieses Album. Es ist eines meiner stärksten", tönt es aus dem Munde des Puerto-ricanischen Latin-Lovers mit spanischem Pass.
Eine weitere 'Besonderheit': Das Album sei eine pure Liebeserklärung an seine Fans. Die scheinen auch schon sehnsüchtig auf diesen musikalischen Liebesbrief gewartet zu haben, denn die erste Single "Adiós" schoss bereits kurz nach der Veröffentlichung in die Top Ten der Billboard Latin Digital Songs Charts, platzierte sich auf Platz eins der Single-Charts in Mexiko und an der Spitze der Radio Latino Charts in Kolumbien.
Was den Käufern ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert, sind gewohnt flotte südamerikanische Rhythmen, die im Verbund mit Ricky Martins jauchzendem Organ und dem ein oder anderen Weltmusik-Einschub zum ekstatischen Hüftschwung einladen.
Also ales wie gehabt? Nicht ganz. Bei genauerem Hinhören fällt auf, dass hinter dem handgemachten Latino-Gewusel so gut wie nichts aus der gängigen Pop-Konserve steckt. Neuzeitliches Effektgedöns, pumpende Retortenbeats oder eingestreute Dancesynthies sucht man vergebens.
Stattdessen verneigen sich der Sänger und sein Co-Writer-Team vor dem ursprünglichen Charakter des Das-Leben-ist-ein-einziger-feuriger-Tanz-Genres.
So werden hibbelige Move-your-body-Nummern wie "Isla Bella", "La Mordidita" oder der groovende Album-Eckpfeiler "Cuanto Me Acuerdo De Ti" mit beschwingten Percussions, flitzenden Akustikgitarren und akzentuierten Bläsern auf Betriebstemperatur gebracht. Im Up Tempo-Bereich gibts anno 2015 so nichts zu mäkeln.
Sobald die Verantwortlichen jedoch den Schlafzimmerblick aufsetzen, wirds aber wieder itisch, bisweilen sogar unerträglich ("Disparo Al Corazón", "Perdóname"). Hier schmiert der Schmalz nur so auf ausgetrampelten, schluchzenden Fundamenten: Vorsicht, Rutschgefahr! Doch zum Glück gibts die Skiptaste. Und sind wir doch mal ehrlich: Ein Ricky Martin-Album, das von vorne bis hinten überzeugt, würde einem auch ein bisschen Angst machen, oder?
1 Kommentar mit 3 Antworten
"Ein Ricky Martin-Album, das von vorne bis hinten überzeugt, würde einem auch ein bisschen Angst machen, oder?"
Mir macht was ganz anderes Angst, das man dir von der Redaktion immer so eine geqirlte Scheiße zum Reviewn aufs Auge drückt und du bei Amazon trotz des großzügigen Angebotes immer noch nicht unterschrieben hast.
Darauf ein Butterbrötchen.
So spät noch Weißmehlprodukte? Nicht dass du dann schlecht schläfst!
Elefanten verdrücken alles und an der Nachtaktivität arbeite ich gerade. Mit dem auf die Bäume klettern als Elefant tu ich mir etwas schwer.
lass dir schmecken, speedi...