laut.de-Kritik

In guten Momenten zwischen Ryan Adams und Leonard Cohen.

Review von

Vor ein paar Sommern landete Robert Francis mit seiner Herzschmerz-Nummer "Junebug" auf den vorderen Plätzen der Charts. Auf den Erfolg folgte der Bruch mit dem Majorlabel, sein drittes Album "Strangers In The First Place" und auf der anschließenden Tour leider auch der komplette Zusammenbruch. Geläutert nach Kahlrasur, Alkohol- und Drogenexzessen kehrt der junge Mann nun zurück, im Gepäck die vierte Platte "Heaven".

Rein formal stehen die Zeichen klar auf Neustart. Unterstützen lässt er sich von einer Handvoll befreundeter Musiker, allen voran David Kitz und Ben Messelbeck, die hinter der Backingband The Night Tide stecken, die er seinem Namen angehängt hat. Zusammen setzen seine Gäste immer wieder hübsche Akzente, zum Beispiel mit einem Saxofon ("Baby Was The Devil") oder einer Pedal-Steel-Gitarre ("Blue"), auf einem Album das trotz veränderter Umständen und Rückschläge recht nahtlos dort ansetzt, wo Francis vor zwei Jahren aufgehört hat.

Heißt: Der Kalifornier mit seiner rauchigen, gefühlvollen Stimme sucht nach wie vor seinen Platz - in den besten Momenten irgendwo zwischen Ryan Adams und Leonard Cohen, in seinen schwächeren in den seichteren Gefilden Snow Patrols. Im Americana-Geist getränkt pendelt "Heaven" zwischen poppigem Ohrwurm-Folk ("Love Is A Chemical"), auf Akustik-Gitarre reduzierten Singer/Songwriter-Nummern ("Wasted On You", "I've Been Meaning To Call"), traditionellem Country ("Ukiah") oder transzendenten Chorgesängen ("Hotter Than Our Souls").

Die beiden Letztgenannten bringen auch die lyrischen Hauptthemen auf den Punkt: Wie schon auf den Vorgängern kehrt Francis den Western-Boy hervor, der sich auf einem ewigen Roadtrip befindet. Passend steigt er mit folgenden Zeilen in die Platte ein: "Wheels on cement / Shadows slope down / I come from a city not far from this town / With only a road as a vision" ("Something Tells It Not To"). Später sitzt er dann im kalifornischen Ukiah fest, erreicht den Tiefpunkt in Ypsilanti, Michigan, ehe er am Copper Harbor beschließt, die Heimreise anzutreten, um mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen.

Als weiterer roter Faden zieht sich spirituelle Motivik durch die Platte. In Interviews gibt Francis an, nicht religiös zu sein, allerdings fasziniert sei von der Vorstellung eines unendlichen Himmels und anderen außerweltlichen, nicht greifbaren Konzepten. So finden dann Seelen, Engel, aber auch Teufel Einzug in die Songs.

Nach wie vor schlüpft er natürlich in seine Lieblingsrollen: Er mimt den Romantiker mit ganz viel Herzschmerz und präsentiert sich als nachdenklicher Weltenbeobachter. Wie früher wirkt das gelegentlich ein bisschen aufgesetzt, meistens lässt der ehemalige Schüler John Frusciantes und Schützling Ry Cooders jedoch keine Zweifel an der Echtheit seiner Erzählungen, vor allem in Anbetracht der Vorgeschichte von "Heaven".

Anziehungskraft und Charme entwickelt Robert Francis auf jeden Fall und liefert ein recht abwechslungsreiches Album. Und wer weiß: Wenn er nächstes Mal technische Fähigkeiten und sein textliches Feingefühl nicht an austauschbare Gitarren-Nummern wie "Pain", die pathetische Keyboard-Ode "Give You My Love" und das xte Roadtrip-Bild verschwendet, könnte er noch zu dem großen Songwriter aufsteigen, der in ihm steckt.

Trackliste

  1. 1. Something Tells It Not To
  2. 2. Baby Was The Devil
  3. 3. Love Is A Chemical
  4. 4. Heaven
  5. 5. Ukiah
  6. 6. Wasted On You
  7. 7. See You Around
  8. 8. Blue
  9. 9. Pain
  10. 10. Take You To The Water
  11. 11. Give You My Love
  12. 12. I've Been Meaning To Call
  13. 13. Hotter Than Our Souls

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