laut.de-Kritik
Im Schlafzimmer mit Sufjan Stevens und Damien Witmer.
Review von Giuliano Benassi"Die Idee für dieses Album entstand nach einem langen Telefongespräch mit Sufjan Stevens. Wir unterhielten uns darüber, dass das, was wir wirklich lieben, plötzlich mehr mit Fristen, Interviews, Aufnahmen und Touren als mit der Musik an sich zu tun hatte. Wir dachten uns, wie toll es wäre, einfach mal nur aus Spaß an der Sache etwas aufzunehmen. Keine Termine, kein Druck, lediglich Freunde, die gemeinsam Zeit verbringen und dabei Musik machen. Das ist genau das, was wir getan haben", erklärt Rosie Thomas die Entstehung ihres vierten Albums.
Aus Liebeskummer zog die Seattlerin vorübergehend nach New York und Philadelphia, wo sie mit Denison Witmer, Damien Jurado und Sufjan Stevens den größten Teil von "These Friends Of Mine" aufnahm. Der Vorgang war ziemlich einfach: Anstatt ins Studio zu gehen, verzogen sich die Anwesenden mal schnell in den Keller oder ins Schlafzimmer, um die gerade entstandenen Songideen umzusetzen. Die Zeit zwischen dem ersten Entwurf und dem fertigen Take lagen zum Teil im Zehn-Minuten-Bereich, schreibt Thomas im Booklet.
Eine absolute LoFi-Scheibe also, die dafür erstaunlich klar klingt. Und auch vielschichtig ausfällt, denn mehrere Stücke haben eine Streicherbegleitung. Die Basis bilden eine gezupfte Gitarre und Thomas' hohe, melancholische Stimme, die von Liebe und Verlust erzählt. Im Hintergrund singt sie selbst Harmonien und lässt sich von den gerade anwesenden Männern unterstützen, die gelegentlich auch Banjo- oder Klaviertöne beitragen. Die Melodien sind so einfach wie die Begleitung, verfehlen aber nicht ihre Wirkung.
Die Streicherarrangements klingen, als wären sie im Nachhinein entstanden. Dadurch büßt das Album an seiner Spontaneität ein und Thomas gerät bei ihrer Gratwanderung zwischen Pathos und Schmalz öfters mal auf die falsche Seite, etwa im Fleetwood Mac-Cover "Songbird" oder in "These Friends Of Mine", das nach ihrer Abreise als Dankeschön entstand.
Aber es befinden sich auch mehrere Glanzstücke auf dem Album, etwa das mit Gelächter endende "Why Waste More Time?", das zerbrechliche R.E.M.-Cover "The One I Love", Damien Jurados "Paper Doll" oder "Say Hello" im Duett mit Sufjan Stevens – eines jener schnell entstandenen Lieder. Lediglich der abschließende Titeltrack passt mit Beach Boys-Stimmen im Hintergrund und dem einzigen Schlagzeug auf dem Album nicht so richtig ins Konzept.
Nach dem stark überladenen "If Songs Could Be Held" (2005) kehrt Thomas wieder zur Einfachheit ihrer ersten zwei Platten zurück. Allein die Tatsache, dass sie auf "These Friends Of Mine" mehrere aufstrebende junge US-Songwriter in gemütlicher Atmosphäre versammelt hat, macht es zu einem hörenswerten, wenn auch nicht durchgehend gelungenen Album.