laut.de-Kritik
Rockige Gitarren und Discobeats schütteln sich immer noch die Hände.
Review von Frederic KlemmSchweden gilt spätestens seit ABBA als Nährboden für Qualität in Sachen Musik. Ende der Achtziger Jahre tauchte eine Band namens Roxette auf, und mal ehrlich: Im Jahre 1989 hat bei "The Look" doch jeder innerlich das Tanzbein geschwungen. Eben dieser Song lässt sich auch bei mir problemlos in die Kategorie "peinlichste Lieblingssongs" einordnen. Auch in den Jahren danach fand die Band mit zahlreichen Hits zahlreiche Fans, und irgendwie haben sie im Verlauf ihrer Karriere auch vollkommen gegenläufige Käuferschichten nie wirklich gestört. Damals wurde Rock mit Pop gnadenlos verwurstet: Rockige Gitarren, Discobeats und synthetische Drums schüttelten sich im Tonstudio die Hände.
Nun ist es zurück, das sympathische Duo aus Halmstad. Bestehend aus Marie, einer wirklich erstklassigen Sängerin, und Per, Songwriter und Musiker, legen Roxette mit "Room Service" ihre neues Album vor. Die Frage, wer darauf gewartet hat und wen das heute noch wirklich interessiert, soll an dieser Stelle im Raum stehen gelassen werden. Hier soll es schließlich um Substanz gehen. Doch genau die ist es, die ich auf diesem Longplayer vergeblich suche. Die Songs wirken "effektiv und frisch", so das Info" von der Plattenfirma.
Ich bin bereits nach dem ersten Song "Real Sugar" überhaupt nicht mehr gespannt, was da noch auf mich zukommt. Hübsche Kinderliedermelodie da in der Strophe. Naja, der Refrain bringt ein bisschen was rüber. So geht es in einem fort: Fragmente lassen mich - wirklich nur sehr kurz - aufhorchen. Viel getan hat sich also nicht bei den beiden. Und genau hier sehe ich das Problem dieser Band: Das Publikum wächst mit. Es gibt nette Songs, und "Jefferson" erinnert sogar ein wenig an alte Tage und alte Hits. Wirklich gut. Ansonsten: Alte Songs, keine Hits. Neu verpackt mit Sounds und moderner Studiotechnologie - lauter Schnickschnack, den Otto Nomalverbraucher sowieso nicht bemerkt, geschweige denn versteht.
In Gedanken schwelgend, wer denn nun eigentlich diese Platte kaufen soll, vergesse ich beinahe, dass sie sich in diesem Moment in meinem Player dreht. Kann man damit die Kids erreichen? Ich glaube kaum, dass dieses Werk eine Alternative zu RTL II-gezüchteter Plastikmusik sein kann. Ebenso bleibt abzuwarten, ob die CD sich in den Händen der Mainstreamkäuferschicht etwas höherer Semester neben Westernhagen, R.E.M oder Simply Red an der Kasse irgendeines Musik- oder Drogerie-Großhandels wiederfindet. Hier und da wurde auf jeden Fall außer bei sich selbst bei den Stones stibitzt. Diese Scheibe ist nicht gut und nicht schlecht. Von gewohnter Qualität kann leider keine Rede sein, denn es wird langsam langweilig, meine Damen und Herren.
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