laut.de-Kritik

Unheilige Allianz aus Skills, Eloquenz und Ingrimm.

Review von

"Death Is Certain". Mit dieser Aussage wandelte Royce Da 5'9" 2004 auf einem ziemlich sicheren Pfad. "Success Is Certain" - diese Prognose steht dagegen schon auf deutlich wackligeren Füßen. Doch wann, wenn nicht unmittelbar nach der über die Maßen gelungenen - und entsprechend gefeierten - Kollabo mit Eminem, sollte Royce näher dran sein, am sicheren Erfolg? Verdient hat er ihn fraglos.

Langsam beginne ich, mich gediegen dafür zu schämen, diesen Mann so gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt zu haben. War der Kerl schon immer so gut? Hatte ich das vergessen? Verdrängt? Am Ende gar nicht wirklich kapiert? Verrückte Welt. Seit ich ihn auf "Hell: The Sequel" (wieder) entdeckt habe, renkt mir die unheilige Allianz aus Skills, Eloquenz und Ingrimm dieses Mannes jedenfalls regelmäßig den Kiefer aus.

Mich würde gar nicht wundern, schmierte er, wie in "Legendary" behauptet - die Pausenbrote seiner Kinder tatsächlich mit der Machete. "Under a dark clowd on a black star" regiert Royce mit eiserner Faust. Auf der schäbigen Rock-Ästhetik samt E-Gitarrenjodelei, die klingt, wie auf einer ollen Guns N' Roses-Platte gefunden, möchte man da ausnahmsweise nicht weiter herumreiten.

Zumal schon der zweite Track die Wucht in den Bässen nachliefert, die dem Opener fehlt: "Here's the brainfuck." Für die Hookline präsentiert sich das frisch wiedervereinte alte Dreamteam Royce/Eminem erneut gemeinsam. Von "Writer's Block" keine Spur, wohl aber stellt sich stimmiges Arsch-auf-Eimer-Gefühl ein.

Die Achterbahnkurven in seiner Karriere, sein ewiges "I've Been Up, I've Been Down" - Royce Da 5'9" hat sich davon nicht brechen lassen. Statt Tränen über längst verschüttete Milch zu vergießen, münzt er die diversen kassierten Tiefschläge lieber in eine knallharte Abrechnung um: "Got two words for the rap game: Fuck you!"

Im Falle "Success Is Certain" beschert dieser derbe Fick erhebliches Vergnügen. "Where My Money" - berechtigte Frage, zumal, wenn sie auf einem prächtig trockenem Funk-Beat mit Oldschool-Attitüde gestellt wird. Der stammt - wie "Writer's Block" oder der soundtrackartige Höhepunkt des Albums, "ER" - aus dem Hause StreetRunner.

Außerdem legen The Alchemist, Mr. Porter, Nottz und DJ Premier Hand an. Qualität, die sich bezahlt macht. Bewährte Elemente wie Anleihen in Soul oder R'n'B, gesungene Hooklines, Claps oder Hey-Ho-Gebrüll finden Verwendung, werden von den Herren Reglerschiebern aber so innovativ angewandt, dass ihnen ganz neue, ungewohnt schräge Atmosphären entwachsen.

So verbindet "Merry Go Round" einen orientalischen Einschlag mit bratzendem Beat und krönt diese Kombination dann mit einem nahezu lagerfeuertauglichen Chorus. Im "ER" herrscht - obwohl es im Grunde ganz anders klingt - absurd Carpenter'sches "Halloween"-Gefühl, während Royce und Kid Vishis den komatösen Patienten Hip Hop zur Besinnung zurück schocken. "Wake his ass up, he was sleeping."

Gefühlsduselig wirds mit Nottz "On The Boulevard". Mitleidlos reißen sie hier eine R'n'B-Hook aus dem Schnulzenkontext und verzerren und verfremden so lange, bis das Ausgangsmaterial jeder Samtigkeit beraubt dasteht.

Die Hauptrolle spielt jedoch unbestritten Royce Da 5'9" selbst: eiskalt, "arrogant as fuck" und mit einem überlebensgroßen Ego ausgestattet: "Ever since '98 in Hip Hop my presence's been felt." Mal weniger, jetzt dafür wieder um so mehr. 2011 gilt: "I can dig a hole to hell just to beat the devil over the head - with a fuckin' shovel." Zur Not tuts da aber auch ein Mikrofon.

Trackliste

  1. 1. Legendary feat. Travis Barker
  2. 2. Writer's Block feat. Eminem
  3. 3. Merry Go Round
  4. 4. Where My Money
  5. 5. ER feat. Kid Vishis
  6. 6. On The Boulevard feat. Nottz & Adonis
  7. 7. I Ain't Coming Down
  8. 8. Security
  9. 9. Second Place
  10. 10. My Own Planet feat. Joe Budden
  11. 11. I've Been Up, I've Been Down

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