laut.de-Kritik
Die Soldiers Of Jah Army lassen ein laues Lüftchen los.
Review von Dani Fromm"Rock meets Reggae", schreit es aus dem Presseinfo. Das kann interessant sein oder ganz schrecklich - auf jeden Fall klingt es nach Druck, nach Energie, nach Dynamik.
In die gleiche Kerbe schlagen Songtitel wie "Waking Up". Statt "Thunderstorms" treten die Soldiers Of Jah Army dann aber doch eher das laue Lüftchen einer "Summer Breeze" los: warm, angenehm - und keinesfalls zu aufregend.
Im eröffnenden Titeltrack oder dem nachfolgenden "Losing My Mind" erwartet man noch, dass SOJA jeden Moment ihre Zurückhaltung fahren, der babylonischen Coversau freien Lauf lassen. Wieder und wieder enttäuschen sachte dahin plätschernde Nummern die Vorfreude.
Der durchgehend melancholische, leise klagende Grundton der Tunes schürt das Verlangen nach einer dreckig-harten Dancehall-Eskapade, die einfach nicht kommen will. Schade: Hätten SOJA ein wenig Abwechslung zugelassen, ihre hübschen, dezent zurückgenommenen Songs wären vermutlich doppelt gut zur Geltung gekommen.
Sänger Jacob Hemphill verströmt mit seiner leicht näselnden Gesang wohlig vertrautes Jan-Delay-Gefühl. Seine Texte verzichten - obwohl der Titel "Born In Babylon" anderes vermuten lässt - auf nur zu bekannte Phrasen und Schablonen.
Statt abstrakt mit "dem System", "der Politik", "ihnen" zu hadern, verschiebt Hemphill den Fokus aufs Private und singt, deswegen vielleicht noch eindringlicher, vom Suchen, Finden und Verlieren, vom Zustand und der Entwicklung von Beziehungen.
Seine Band hält ihm dabei manchmal fast schon ärgerlich unaufdringlich den Rücken frei. Mehr als einmal wünschte man einer hübsch angelegten Basslinie mehr Wumms, geschickt gesetzten Keyboard-Akzenten mehr Nachdruck, den stets an richtiger Stelle platzierten Bläsern eine zusätzliche Windstärke.
Genre-ungewöhnliche E-Gitarren, mal sägend, mal "Still Got The Blues"-mäßig daher gegniedelt, fügen sich so anstandslos ins Bild wie Streicher, Country-Tupfer oder ein Walzertakt in "Thunderstorms".
Kein Wunder eigentlich, dass Gentleman, der in "I Tried" einen Gastbeitrag abliefert, SOJA als Support für seine Europa-Tournee auserkoren hat: Am Handwerk bleibt so wenig auszusetzen wie am Groove - und so lange die Jungs aus Washington nicht entschieden auf die Tube drücken, besteht trotzdem keine Gefahr, dass die Vorgruppe dem Headliner den Rang abläuft.
3 Kommentare
Zum Glück wird Musik immer subjektiv wahrgenommen aber man sollte doch nicht Birnen mit Äpfeln vergleichen. Der Herr Fromm hat anscheinend einen anderen Geschmack und noch nicht wirklich viel von SOJA gehört. Schade aber das Album ist für Fans aufjedenfall mit 4 Sternen zu bewerten. Wenn er Dancehall hören will, dann soll er zu Anthony B oder Beenie Man gehen. SOJA steht für Roots Reggae mit HipHop und Rock Einflüssen und nicht für Dancehall oder extreme Beats. Das ist gefühlvoller Reggae mit schönen Gitarrenriffs und angenehmen Texten und chilligen Beats. Warum will er mit aller Macht uptempo Songs hören (Don't forget und never ever würde da eigentlich ganz gut reinpassen, aber die hat wohl Herr Fromm übersehen oder übersprungen)? Die beiden letzten Alben Get Wiser and Peace in a time of war sind genial und Born in Babylon macht genau da weiter (da ist auch nichts von Dancehall zu hören). Sicherlich ist das Album keine komplette Neuentdeckung von SOJA aber definitiv kein Disaster wie hier beschrieben.
Wie gesagt, Musik ist subjektiv aber wenn man hier schon für laut "arbeitet" dann sollte man wenigstens so viel Objektivität besitzen um so ein Album richtig einzuschätzen und zu positionieren. Es ist schön, dass auch Künstler hier erscheinen die nicht so bekannt sind aber dann sollte man auch richtig über das Album schreiben und keine falschen Maßstäbe ansetzen.
sucht.
Die Kritik hinterläßt aufjedenfall einen faden Beigeschmack...
Reggae aus den USA:
Tribal Seeds - Vampire
http://www.youtube.com/watch?v=aoON3jwUioY
An den Verfasser der Kritik ein kleines Zitat von SOJA:
"What is love really if it only affects, one aspect of life?
That's like a musician who only accepts, his own musical type."
(Soja - True Love)