laut.de-Kritik
"Schau, nur eine Ballade ist übrig geblieben".
Review von Alexander CordasDa kommt sie nun, die stilistisch gepimpte Solo-Nasic, die sich heftigst frisiert und geschminkt für die Promo-Bilder in Vamp-Posen in Szene setzen lässt. Im Hintergrund dräut darob schon die Gwen Stefanisierung der früheren Guano Apes-Sängerin. Goodbye Music, hello Glanz und Glamour?
Mitnichten. Die zynische Kritikerseele sieht sich enttäuscht. Nix ist es mit niedlichem Chartspop oder einer balladenüberfluteten Schnuckel-Performance. Gemäß dem Mon Chérie-Motto lautet der Wahlspruch: "Schau, nur eine Ballade ist übrig geblieben". So wie die kleinen Schoko-Nussnougat-Stückchen ist Sandras Album aber letztendlich trotzdem ausgefallen: süß und leicht konsumierbar.
Knallt der Opener dem Hörer noch ein ordentliches Gitarren-Brett vor den Latz, das Nasic sehr gut mit aggressivem Gesang schmückt, wabern die Klampfen in "Sorry" um einiges gedämpfter um poppige Melodiebögen herum, die zwar ganz gefällig, aber kaum zwingend klingen. Dieses Schicksal teilt der Track mit seinen Kollegen auf "The Signal". Nett, gut anzuhören, nur leider mit wenig Substanz im Gepäck.
Die bislang im Zusammenhang mit dem Namen Sandra Nasic noch nicht gefallenen Wörter Dance-Beats und Elektro-Einflüsse purzeln hier reichlich. Applaus für den Mut zum Experiment. Die - im Gegensatz zu Guano Apes-Zeiten - abgewandelte Soundkulisse überrascht durchaus.
Genau hier liegt aber der Hase im Pfeffer. Das ist weder Fisch noch Fleisch, weder Power noch Schlafwagen, Nasic suhlt sich derart im Mittelmaß und in ihrer Gernegroßheit, dass einem vor lauter wohlwollendem Nicken der Bart abfällt. Mehr aber auch nicht.
So sehr man ihr den richtig großen Wurf auch gegönnt hätte, "The Signal" ist es definitiv nicht geworden. Eher schon ein mit schönen Hochglanz-Pics platzierter Stil-Entwurf für die moderne Sängerin. Schnarch.
18 Kommentare
ich finde es cool, das laut so eine kritik schreibt, obwohl seit wochen bei euch für die neue nasic-scheibe geworben wird. da müßt ihr sicher mit einem werbekunden über weitere schaltungen diskutieren, oder? meiner meinung nach trifft die review den nagel auf den kopf. opener paßt und erfüllt die erwartungen - der rest ist geplant und belanglos. sandras stimme ist nach wie vor besonders, aber ich finde in einer richtigen band wäre sie besser aufgehoben. wer macht da überhaupt musik - spielt gitarre, bass und schlagzeug?
ich weiss nich ..
nasic verbreitet in etwa den dollen rockigen charme & sexappeal, den vor 20 jahren doro pesch verbreitet hat..
nur eben nach 2007 gerettet
oh graus
göttingen kann nicht sexy sein
@fragezeichenrock (« [...] aber die Apes haben meine musikalischen Werdegang (auch was die Wahl meiner Riffs und Brakes betrifft) entscheidend geprägt. [...] »):
Mir fällt grad kein guter Bremsen-Witz ein.
Auch schön.
Also, nun mal halblang... Das Soloalbum von Sandra Nasic ist meines Erachtens - natürlich auf seine ganz eigene Art - beinah so gut wie das letzte Album "Walking on a thin line" der Guano Apes. Alle, die eine angenehm gefühlvolle, und sehr variable Stimme mit druckvollen sowie melodiösen Rock- und Elektro-Klängen in Kombination suchen, werden hier garantiert fündig. "The Signal" ist ein tolles Album! Die obigen Kritiker sollten mal ihren Equalizer von Heavy Metal auf Rock umstellen... Dann kommen Songs wie The Name of my Baby, Sorry, Right Lane, Fever, Do it again, Mecasanova, Old Shack, Big City, Perfume, The Signal und Counting Trees fett wie ein Brett! Bass und Schlagzeug könnten noch aggressiver sein, aber die E-Gitarre, der Synthesizer, die Vocals, die Rassel, der Chor bilden ein sympathisches, lautes, herrlich rockiges Elektro-Sound-Board mit einer Top-Stimme, dessen beste Stellen locker an Monster Magnet herankommen. Was will man eigentlich mehr? "The Signal" ist ein Solo-Comeback erster Güte, und ich wünsche der Sängerin, dass während ihrer Tourneen der Putz von den Wänden bröckelt.