laut.de-Kritik
Die Lieder haben diesmal noch mehr Seele ...
Review von Thomas GraffeEin Jahr ist verstrichen, die Bierbäuche sind über den Winter ins Unermessliche gewachsen, und nur eines verspricht Rettung: Schandmaul!
Das Mittelalter-Arrangement bringt mit "Wie Pech Und Schwefel" erneut ein Album voller sowohl tanzbarer als auch andächtiger Mären und Weisen unters Volk. Mit einigen davon lässt sich die Winterträgheit sicherlich problemlos abschütteln, da Schandmaul in gewohnter Manier locker und beschwingt dahinrocken und sich mit diesem Silberling einen absoluten Stimmungsaufheller zurechtkomponiert haben.
Auch die etwas melodramatischen Schwingungen in "Kalte Spuren" oder "Das Duell" machen die gute Laune nicht zunichte. Der Grundtonus des Albums wird eher von solch enthusiastischen Songs wie "Der Drachentöter" und "Der Schatz" sowie rockigen Gassenhauern wie etwa "Die Flucht" bestimmt.
Wie es ja schon länger hip zu sein scheint, mischen Schandmaul moderne mit typisch mittelalterlichen Instrumenten. Auf "Wie Pech Und Schwefel" aber wirkt das so homogen, dass die Authentizität der Musik stets unangetastet bleibt. E-Gitarren, Schlagzeug und Bass harmonieren mit Drehleier, Dudelsack, Schalmeien und einem Haufen anderen Krams perfekt.
Im Vergleich zu den drei Vorgängeralben ist "Wie Pech Und Schwefel", sowohl was Songwriting und Komposition als auch die stimmliche Umsetzung anbelangt, etwas nuancierter und facettenreicher geraten. Die Lieder haben diesmal noch mehr Seele und unterscheiden sich vom bisherigen Schandmaul-Style, indem sie textlich merklich reflexiver als gewohnt daherkommen. Auch die Stimme von Thomas Lindner zeigt in diesem Album eine Vielzahl neuer Klangfarben, die er bislang vor uns versteckt hat.
Jedenfalls schaffen es die vier Jungs und zwei Mädels von Schandmaul mit dem aktuellen Album in eine höhere Liga innerhalb des Mittelalter-Genres aufzusteigen, denn die einstige reine Tanz- und Hüpfmusik, wie sie viele andere Bands noch immer praktizieren, haben sie wohl endgültig hinter sich gelassen. Die Band ist gereift und hat eine Linie gefunden, die sie von anderen Genre-Konkurrenten deutlich abhebt.
Wer sich live davon überzeugen will, der hat dieses Jahr wieder reichlich Gelegenheit dazu. Es lohnt sich mit Sicherheit auch, mal bei dem Ticketcenter eures Vertrauens vorbeizuschneien.
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