laut.de-Kritik
13 meist pathos-triefende Midtempo-Rocker.
Review von Alexander WentlandDie Scorpions sind wieder da. Fans werden nun vielleicht protestieren und behaupten, sie seien ja nie weg gewesen. Allerdings dienten die Veröffentlichungen der letzten Jahre (Akustikalbum, Best Ofs) wohl weniger der Image-Pflege als der Bereicherung der Plattenfirma. Immerhin liegt das letzte Studioalbum "Eye To Eye" fünf Jahre zurück und wurde schon damals aufgrund seines Weichspülflairs zumindest von der Kritik eher verhalten aufgenommen.
Zeit für eine Frischzellenkur? Im Opener "New Generation" braten einem die Rock-Urgesteine mit einem semi-harten Gitarrenriff auch gleich eins über. Doch nur wenige Sekunden später überfallen butterweiches Geklimper und balladesker Gesang den Hörer mehr oder weniger unerwartet aus dem Hinterhalt. Von Generationswechsel keine Spur. Dabei bemühen sich die nicht mehr ganz taufrischen Herren aus Hannover mit Songs wie "Blood To Hot" doch um etwas mehr Härte und Konsequenz.
Ein eher unglücklicher Versuch, wenn der Hörer nach genanntem Brecher auf der Schleimspur eines "Maybe I Maybe You" ins Straucheln gerät. Den 13 meist pathos-triefenden Midtempo-Rockern kann man auf der anderen Seite ein gewisses Maß an Eingängigkeit und Stadiontauglichkeit durchaus zusprechen. Wenn so das Klassenziel aussah, haben die Scorpions wohl noch einmal bestanden. Am Ende messen die Fans, die den Hardrock-Daddys bis heute die Treue halten, ohnehin mit anderem Maßstab.
Der Rest sollte auf dem Teppich bleiben: die letzte Innovation in der Arena des Hardrock haben die Jüngeren unter uns doch schon gar nicht mehr erlebt. Wieso sollte es ausgerechnet unserem (pop-)musikalischen Haupt-Exportartikel gelingen, hier Abhilfe zu schaffen? Im Stamm-Restaurant wird schließlich auch meist nur das Lieblingsgericht bestellt, auch wenn es über die Jahre vielleicht jegliche Würze eingebüßt hat.
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