laut.de-Kritik
Besser als DJ Bobo. Aber vielleicht sind Echt doch gar nicht sooo übel.
Review von Martina SchmidScream: eine Art Mundart Boy-Band, das helvetische Pendant zu den deutschen Echt sozusagen. Also rein von der Formation her, versteht sich. Eine Hand voll junger Herren, die nett gestyled textorientierte Gitarrenmusik machen. Die sich nebenbei in der Schweiz mit dem Big Brother Lied und dem Titelsong zur neuen Heidi Verfilmung einen Namen gemacht haben.
Über wundgegriffenen Akkorden erzählt man da mal vom Weltschmerz, sinniert über die "Chlini Wält", verarbeitet die enttäuschte Liebe ("La Stah"), die Sehnsucht ("Irgendeinisch"), scheut sich auch nicht vor Sozialkritik, wenn man es so nennen will ("Fernseh"). As bizzli Hip Hop kommt bekanntlich immer gut, da ist es bestimmt kein Fehler noch ein Stück wie "Loser" drauf zu packen. Der Beat ist zwischen den Refrains immerhin ganz nett. "Liebesbrief" erklärt sich schätzungsweise von selbst, wobei ich es für unwahrscheinlich halte, dass sich eine über 15-jährige Fangemeinde mit "diner küss mache süchtig u diner ouge si so schön" noch ernsthaft hinterm Ofen vorlocken lässt. Die selbe Sparte bedient "I Däm Summer", das aber auch wirklich jedes Klischee bedient, das einem zu so einem Songtitel einfällt.
Aber die Jungs sind natürlich nicht nur soft, nein nein, die können auch anders. Bei "Sandchaschte" machen Scream sich richtig Luft, hauen in die Saiten und gebens dem Typen, der im Turnen immer die beste Note hatte mal so richtig dreckig. Sorry wenn das witzig sein soll und ich es einfach nich kapier, wenn es ernst gemeint ist, ist es dafür schon wieder um so lustiger.
Schön wenn junge Menschen meines Jahrgangs Musik machen. Nicht so schön wenn einem dabei nichts einfällt. Der Sound plätschert vor sich hin, von Charakteristika keine Spur. Da könnten die Texte zu Hilfe eilen. Die sind auch gut gemeint, keine Frage, täuschen aber Tiefe vor, wo keine ist. So viel Songwriting handelt von Liebe, Wut, Weltschmerz. Wenn die Formulierungen sich dann in Floskeln verlaufen, hilft auch der reizende Dialekt nichts mehr. Wenigstens das Booklet hat einen Unterhaltungsfaktor, der nicht zu verachten ist. Sprachwissenschaftler aufgepasst:
...U dr star bi, de bi nume no ig
Iz bini a däm punkt a cho...
Sicher: immer noch besser als DJ Bobo. Aber Echt sind gar nicht sooo übel, wenn ichs mir recht überleg.
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