laut.de-Kritik
Mit einer Danksagung an David Hasselhoff ...
Review von Alexander EngelenIch werde den Gedanken einfach nicht los, dass diese Scheibe hier ein Versuch ist, eine der großen Überraschungen des letzten Jahres zu wiederholen. Im vergangenen Jahr zauberte nämlich ein gewisser Mark Ronson, seines Zeichens DJ und Produzent, mit dem Debüt "Here Comes The Fuzz" eines der erfrischendsten Alben der letzten Zeit.
Sharkey ist ebenso DJ und Produzent, ud er hat es ebenso geschafft einige Sternchen des Rap-Zirkus zu verpflichten. Gäste à la Cannibal Ox, Jean Grae oder The Pharcyde hören sich nicht schlecht an, oder? Doch zu früh gefreut, denn was Mark Ronson mit Bravour gemeistert hat, nämlich ein abwechslungsreiches, genre-übergreifendes Top-Album zu produzieren, gelingt Sharkey trotz aller Mühen nicht. Das äußert sich nicht nur im Track "Fuzz" (Achtung. Ähnlichkeit mit Mark Ronson!), der trotz Cannibal Ox aufgrund von verzerrten E-Gitarren einfach nur missraten ist.
Sharkey stolpert über das Problem, mit dem Produzenten-Alben immer zu kämpfen haben: Die chronische Überladung der Beat-Spuren, das anstrengende Zusammenwürfeln verschiedenster Elemente und eine nicht erkennbare Harmonie in den Instrumentals. Vom sprichwörtlichem "weniger ist mehr" hat der Musiker aus Washington schlichtweg noch nichts gehört. Nicht nur, dass die Songs ohne roten Faden aneinander gereiht sind, auch sind sie in sich nicht stimmig und wirken wie zusammen gesteckte Instrumental-Stücke, die es nicht schaffen einem Takt-Gerüst treu zu bleiben, sondern unpassend Stil und Tempo wechseln.
Nach anfänglicher Freude über schon genannte Künstler, die sich am Album beteiligen, macht sich schnell Ernüchterung breit. Einzig und allein "Summer In The City" bleibt dank Jean Graes Raps und dem marschierenden Beat positiv hängen. Sowohl Cherrywine, bekannt durch Digable Planets, als auch Grand Puba von Brand Nubian können die musikalische Qualität des Albums nicht in eine andere Richtung lenken. Wobei in Pubas Beitrag - "All For Nothing"“ - auch der Refrain eine große Rolle bei der schnellstmöglichsten Betätigung der Skip-Taste spielt. Für mich klingt das Ding nämlich vielmehr nach einer Hookline von Bon Jovi, als die noch lange Haare hatten und Lederhosen trugen. "Skateboarder's Blues" stellt das absolute Ende der musikalischen Nahrungskette dar. Da sind die missglückten Crazytown Raps nicht genug, ein völlig miserabler Refrain muss noch den Vogel abschießen. "I used to skate around the neighborhood, now I jump up on the internet" in hundertfacher Wiederholung. Entschuldigung, aber was soll der Mist?
Weiter verrät Sharkey, wie man einen typischen Tag in Washington verbringt ("A Typical Day In Sunny Washington, DC"). Dem Track zufolge wohl grölend neben einer Bläserkapelle. Angesichts der akustischen Überreizung der Synapsen, wirkt "Here We Are", fast eine Rock-Ballade mit dieser Gitarre, nahezu beruhigend. Doch gleich darauf erweist sich "Snobird" schnell als Favorit für Lieder, die die Welt nicht braucht. Und das trotz The Pharcyde. Irgendwie lustig diese sambaesque Titelmusik einer Sitcom aus den Achtzigern. Angesichts dessen, dass die Mitbeteiligten aber schon einmal wahre Hip Hop-Meisterwerke abgeliefert haben, einfach nur unspektakulär. Am Schluss entflieht "Something’s Got To Give" noch einmal der Hektik des Longplayer-Alltags, reißt den Karren aber auch nicht mehr aus dem Dreck, weil einfach schon zu viel Anstrengung unternommen wurde, sich in diesem musikalischen Kuddelmuddel zurechtzufinden.
Zuletzt noch was für diejenigen, die mit der Kritik nicht ganz einverstanden sind: Sharkey erwähnt bei der Danksagung in seinem Album-Booklet David Hasselhoff! Ich hoffe wir haben uns nun verstanden.
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