laut.de-Kritik
Popowackel-Debüt mit einer Hammer-Gästeliste.
Review von Stefan JohannesbergMulti-Instrumentalist Mark Ronson liegt die Musikwelt zu Füßen. Wer als DJ P. Diddys Promi-Partys rockt, hat bereits alle Trümpfe auf seinen Turntables. Zumindest die freie Label-Wahl fürs eigene Produzentenalbum. Wenn der Stiefvater dann noch bei Foreigner spielt und der Schwiegervater auf den Namen Quincy Jones hört, dürfte auch musikalisch nichts mehr schief gehen. Tut es auch nicht.
Visuell ein Nerd-Mix zwischen Strokes und Skater, besitzt Mark den Groove, der keine Genre-Grenzen kennt. Tief in seinem Herzen schlummerte seit Jahren das Saturday Night Fever direkt neben der Liebe zum Rapgame. Als sich beide in "Ooh Wee" vereinen, entern Ghostface Killah und Nate Dogg mit Boney M.s "Sunny"-Sample die Tanzfläche und lassen Frank Farian selbst seine Masters Of Ceremony Milli Vanilli vergessen.
Eher Damenwahl ist bei Ayas straightem R'n'B-Disco-Tune "High" angesagt. Der Schwiegervater wäre stolz. Das Traumduo Tweet und Sean Paul stürzt sich dagegen in eine "International Affair". Anstatt trendiger Handclap-Snares pumpt der Track hart mit dem Eric B. And Rakim-Sample "I Know You Got Soul".
Doch Ronson ist auf seinem Debüt mehr Old School-Musiker als DJ. Scratches und andere Skillz leuchten nur selten auf. Viel mehr nutzt der junge Mann die Vorzüge seiner musikalischen Erziehung. Gitarre, Piano, Bass und Schlagzeug hören auf seine Befehle, die in ihrer livehaftig fetten Funkyness eine Seelenverwandtschaft mit den Roots erkennen lassen. Kein Wunder also, dass sich Mark beim ländlichen "Bluegrass Stain'd" und dem jammigen "She's Got Me" von seinen Drum-Sticks trennt und Meister ?uestlove an die Toms lässt.
Ansonsten findet sich der Quincy Jones-Schwiegersohn in seinem Kosmos sehr gut alleine zu recht. Mit Weezer-Mitglied Rivers Cuomo produziert er die hektische Fatboy Slim-Hymne "I Suck", mit Q-Tip das jazzige "Tomorrow" und für das ironische Storytelling von Veteran-Emcee auf "Diduntdidunt" legt er einen locker-flockigen Midtempo-Beat aufs Parkett. Wesentlich härter gehen Mos Def und M.O.P. auf dem Lenny Kravitz-generierten "On The Run" und Roc-A-Fella Freeway beim Titeltrack zur Sache, ohne jedoch den Popowackel-Club ob zuviel Gitarre verlassen zu müssen.
Zu Marks Rap-Rock-Höhepunkt avanciert jedoch das mal tanzbare, mal krachige "Bout To Get Ugly", auf dem Underground-Artist Rhymefest crossovert: "I mos def. She the queen of the stoneage. Rhymefest, the king of my own age." Und später den P. Diddy-Promis den Schampus aus den Händen kickt. "Let's dance no more. Start a moshpit."
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