laut.de-Kritik
Kipp' Sheryl Crow einen Eimer Gülle über die frischgelockten Haare ...
Review von Sebastian HornikHach herrjemine ... nimm Sheryl Crow, kipp' ihr einen Eimer Gülle über die frischgelockten Haare, zieh' sie an einem Seil befestigt hinterm Trecker durch ein Hanffeld (kein Industriehanf) und schmeiß' sie dann in eine Kneipe mit lauter whiskybeseelten Männern. Ist alles wieder trocken, drück' ihr eine Gitarre in die Hand, gib ihr ein kühles Bier und lasse sie kurz verschnaufen, und dann? Ja dann könnte vielleicht so etwas rauskommen wie das Debut-Album von Shivaree.
Das amerikanische Trio, allen voran die Frontfrau und Songwriterin Ambrosia Parsley, haben da ein irgendwie sprödes, spleeniges und manchmal einfach rührend schönes Album abgeliefert. Countrypop wäre da fast schon ein Schimpfwort, denn das bekommt man so nicht zu hören. "Arlington Girl" schraubt sich langsam in die Ohrgänge, Ambrosia singt und haucht und manchmal krächzt sie ein bisschen erotisch in ihrer Stimme und dann dudelt auf einmal bei der Hookline eine Blockflöte los. Trotz vieler akustischer Reibeflächen erhält man ein homogenes Hörerlebnis bei dem der Gähnfaktor meist weit unten liegt.
Stoisch und mit dezentem Feedback und Noisegefrickel kommt der nächste Track "Oh, No" daher und wenn man grade so am Mitnicken ist, wird’s bei "Lunch" irgendwie pathetisch. Aber es ist einem nicht peinlich, weil man nur denkt: Mein Gott, was für 'ne schöne Stimme! Das ist so ein Album, bei dem man sich beim Hören nicht von der kleinen Schwester erwischen lassen will – weil man ja harte und gute Musik hört und dann geht die Tür auf und sie plärrt rein "Hääh, du hörst so schöne Musik?" und man muss leicht verschämt mit "Ja ja ja!" abwinken.
Was mich am meisten wundert: Warum ging das Teil in Italien so ab? Über 100.000 Scheiben kauften die symphatischen Südländer - Gigi D'Agostino und Eiffel 65 haben wohl doch noch nicht all ihren Landsleuten das Hirn mit ihrem Dorfkirmesdancedreck weggefönt. Der Albumtitel entstammt übrigens einem Dialog der Sitcom "Green Acres", in dem eine Kuh versehentlich ein Transistorradio verschluckt, das in ihrem Magen weiter dudelt. Vielleicht sollte man die Kuh mit dem Trecker noch ummähen und dann mal sehen, was noch so kommt von Shivaree.
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