laut.de-Kritik

Für manche endet die Pubertät nie.

Review von

Die Highschool-Revolte muss weitergehen. Die Dreiviertelt-Baggy sitzt, die Tennissocken sind ordentlich hochgezogen, die Gitarren hängen tief. Verdammt seien jene, denen das nicht passt: Pop-Punk's not dead.

Deswegen zeigen sich Simple Plan auf ihrem fünften Longplayer "Taking One For The Team" gleich einmal trotzig gegenüber den Hatern, Hipstern, Kulturzynikern und Kritikern: "Get out of my face / Quit bringing me down / I don't care what you say / So what part of that don't you understand" schleudern sie in einem im Opener "Opinion Overload" entgegen. Die Pennälerlyrik geht weiter: "Hey, I'm doing things exactly how I want to / What part of that don't you understand / And I don't give a damn if you approve / What part of you don't you understand".

Wichtig, das gleich mal am Anfang loszuwerden - denn jetzt, wo die eigene Widerständigkeit erst einmal abgegrast ist, können sich Simple Plan den wirklich wichtigen Sachen widmen: den Mädchen, den Herzen, der Liebe. "You make my crazy heart go boom!" heißt es in "Boom!", dazu ertönen die Powerchords gar saftig und vertraut. "You're my favorite song, I sing along": das Leben kann so einfach sein, wenn man mental einfach in der Highschool bleibt. Textlich und musikalisch befinden wir uns nämlich genau zwischen Spint, Klassenzimmer, Turnhalle und Pausenhof. Floskeln, Klischees, Sorglosigkeit, shalalala. "Just kiss me like nobody's watching", singen sie einen Song später. Weil Na-na-na-nas da einfach dazu gehören, werden sie auch nicht ausgespart.

Nachdenklich wird es bei "Farewell": "But the damage is done and it's obvious / We can never go back to the way it was / We're drifting apart and it's killing us". Auch Highschoollieben zerbrechen einmal, es bleibt uns immer noch der Pop-Punk. Und Nelly, der Rapper mit dem Pflaster. Der tritt bei "I Don't Wanna Go To Bed" auf den Plan. Da machen Simple Plan plötzlich Disco-Musik. Auf einmal wird es so richtig hot in here, Nelly stönt gelegentlich ein paar "Aahs" rein - seine künstlerische Hauptdisziplin.

Auch auf einen sonnigen Reggae-Song haben Simple Plan Lust, da geht es darum dass die Ex-Freundin irgendwen verlassen hat und er deswegen im Regen singt. Bei "Singing In The Rain" sind R. City zu Gast. Es wird getoastet, und die Stimmung ist trotz der scheiß Ex-Freundin ganz ausgezeichnet. Gleich einen Song später wird aber wieder ganz in der alten Manier ins Highschool-Tagebuch gerotzt: "Everything Sucks".

Revolte und tiefe philosophische Gedanken über gesellschaftliche Zwänge entfaltet "I Refuse". "Why should we all be stereotypes?" heißt es da, dazu gibt's ein paar musikalische Stereotypen. Bei "Nostalgic" lässt die Gitarre kurz in Thunderstruck-Manier ein Legato-Lick vom Stapel, dann geht's gleich wieder weiter mit der großen Lyrik: "I found your picture in a book", et cetera et cetera. Dagegen sind die Texte von The Ataris Derrida-Essays.

Am furchtbarsten ist der Selbsthilfe-Song "I Don't Wanna Be Sad", der musikalisch überschwänglich fröhlich daherkommt und eine grauenhafte Textzeile der anderen folgen lässt. "I have a bad ass personality" ist angewandte Selbstaffirmation in Zeiten, wo das mit der Fröhlichkeit nicht klappen möchte: "I tried meditation, yoga and pilates / It's like happiness just wasn't meant for me". Um dann im Refrain klarzustellen: "I don't wanna be sad". Bei "P.S. I Hate You" geht es dann überraschenderweise wieder um eine Ex-Freundin: "Dear Sophia, I'm better off without you", die selben Powerchords, die selbe Pop-Punk-Schmonzette. Es ist Zeit, um kräftig zu gähnen. Gegen Ende noch eine fragile und langweilige Ballade ("Problem Child") und eine aus dem Rahmen fallender Pop-Song mit Juliette Simms von Automatic Loveletter mit viel Streicher-Sounds ("I Dream About You") - danach verkündet ein Stadionsprecher unter tosendem Applaus: "And just like that Simple Plan won the game". Jubel. Highschool-Humor.

Ehrlich: Gewonnen hat hier niemand. "I still believe in Anarchy" haben The Exploited gesungen. Bei Simple Plan hieße das wohl eher "I still believe in Puberty".

Trackliste

  1. 1. Opinion Overload
  2. 2. Boom!
  3. 3. Kiss Me Like Nobody's Watching
  4. 4. Farewell (feat. Jordan Pundik)
  5. 5. Singing In The Rain (feat. R. City)
  6. 6. Everything Sucks
  7. 7. I Refuse
  8. 8. I Don't Wanna Go To Bed (feat. Nelly)
  9. 9. Nostalgic
  10. 10. Perfectly Perfect
  11. 11. I Don't Wanna Be Sad
  12. 12. P.S. I Hate You
  13. 13. Problem Child
  14. 14. I Dream About You (feat. Juliet Simms)

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Simple Plan – Simple Plan - Taking One for the Team €19,98 €3,00 €22,99
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Simple Plan – Taking One for the Team €22,67 €3,00 €25,67

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Simple Plan

Simple Plan aus Montreal bestehen aus Pierre Bouvier (v.), Chuck Comeau (d.), David Desrosiers (b., v.), Sebastian Lefebvre (g., v.) und Jeff Stinco (g.), …

Noch keine Kommentare