laut.de-Kritik
Großer Auftritt der unnahbaren Märchenkönigin.
Review von Daniel StraubJapan ist der Bezugspunkt, der der ehemaligen Punk-Queen Siouxsie zur Eröffnung ihrer neuen DVD "Dreamshow" dient. Genauso wuchtige wie präzise Schläge des Kodo Drummers Leonard Ito, der sich mit Siouxsie Ehemann und Banshees-Trommler Know in einen furiosen Rausch aus Rhythmus hinein spielt, eröffnen den Livemitschnitt. Aufgenommen in der traditionsbehafteten Royal Albert Hall in London stellt "Dreamshow" sicherlich einen künstlerischen Höhepunkt in der Karriere von Siouxsie dar.
Ohne ihre langjährige Band die Banshees, dafür unterstützt von einem Streicher-Ensemble, erweist Siouxsie der ehrwürdigen Location die Ehre. Dass sie einmal hier stehen würde, hätten ihr wohl die wenigsten zugetraut, die sie Mitte der 70er Jahre mit Hakenkreuz-Armbinde im Gefolge der Sex Pistols wahrgenommen haben. Seither sind jedoch beinahe 30 Jahre vergangen. Eine Zeit, die Siouxsie mit zahlreichen Veröffentlichungen genutzt hat, um alle vorschnellen Kritiker Lügen zu strafen.
So betritt eine Ausnahmegestalt des Musikbusiness am 16. Oktober 2004 die Bühne der Royal Albert Hall. Perfekt in Szene gesetzt als unnahbare Märchenkönigin präsentiert sie sich während des gesamten Auftritts. Ihren seit Jahren treuen Fans in den ersten Reihen nahe und doch unerreichbar.
In dieser Rolle gefällt sich Siouxsie am besten. Nur für die auf "Dreamshow" enthaltenen Interviews lässt sie für einige Augenblicke auch hinter die Popfigur Siouxsie blicken.
Auf der Bühne hingegen gibt sie sich ganz souverän. Rhythmische Songs wie "Godzilla" machen den Auftakt, bevor mit "Dear Prudence" und "Christine" zwei Klassiker eingestreut werden. Den Batman-Song "Kiss Them For Me" hat Siouxsie für diesen besonderen Abend genauso in die Setlist aufgenommen wie die Jungle Busch-Hommage "Trust In Me" sowie die Klassiker "Happy House" und "Peek A Boo". Eine runde Sache, wäre da nicht die schlechte Kameraführung.
Aus der Distanz gefilmt, transportiert "Dreamshow" zu keinem Zeitpunkt die Dynamik und Energie der Performance. Stets bleibt der Betrachter auf Distanz, was mit zunehmender Spieldauer anstrengend und einschläfernd wirkt. Daran ändern auch die Bonusfeatures, mit oben bereits erwähntem Video, nichts. So macht sie Siouxsie selbst einen Strich durch die Rechnung, und der Auftritt in der Royal Albert Hall rettet kaum etwas von seiner Magie auf DVD.
1 Kommentar
Der Batman-Song ist "Face to Face"