laut.de-Kritik
Gratwanderung zwischen Indiepop und Feuerzeugballade.
Review von Thomas KlausSchon der Titel des neuen Epos "A Hundred Million Suns" lässt erahnen, dass Snow Patrol-Kopf Gary Lightbody und seine Patrouille diesmal buchstäblich den Schnee zum schmelzen bringen wollen.
Die Glasgower haben daher im Studio wieder alle Regler auf Atmosphäre gestellt. Das Ergebnis klingt erneut nach Breitwand-Indie-Kino, vorgeführt mit ausladendem Gestus und epischem Sound.
Gleich im Opener spannen Snow Patrol den Bogen von sich leise aufplusternden Synthies hin zum gefühlsechten und mitreißenden Stadionpop à la Coldplay. Die erste Single "Take Back The City" stimmt euphorisch und lädt dazu ein, sich Hals über Kopf ins Nachtleben zu stürzen.
Die schottischen Schneemänner haben 2005 bei der Pop-Geschichtsstunde anlässlich ihres Stadion-Supports für U2 scheinbar gut aufgepasst. Davon zeugen die beiden Hits "Shut Your Eyes" und "Chasing Cars" ihres 2006er Albums "Eyes Open". Dass Lightbody das große Einmaleins des Indie-Songwritings beherrscht, stellte er bereits 2001 während der Kollaboration mit Kollegen von Idlewild, Mogwai, Belle und Teenage Fanclub auf dem Album "The Reindeer Section" eindrucksvoll unter Beweis.
Auf "A Hundred Million Suns" pendeln Snow Patrol abermals beständig zwischen aufrichtig gemeintem Indiepop und Feuerzeugballade. Sie begeben sich bei diesem Spagat jedoch häufig auf gefährlich dünnes Eis und riskieren wie bei "Lifeboats" oder "The Golden Floor", ihre Songs mit einer Lawine aus Kitsch und Pathos zu überfrachten. Die Band steht also mit zehn Beinen samt Moonboots immer noch fest im Mainstream. In diesen Breiten müssen sie sich vor der Konkurrenz keineswegs verstecken.
Wenn dieses Album auch nicht gerade die Strahlkraft multipler Sonnen besitzt, ist es doch ein kleiner Lichtblick. Gerade jetzt, wenn die Tage wieder kürzer und dunkler werden. Wer sich am letzten Album des Fünfers erwärmen konnte, wird auch an "A Hundred Million Suns" Gefallen finden.
21 Kommentare
Ich werds mir wohl besorgen, auch wenn ich nicht so wirklich viel davon erwarte.
Zum nebenbei hören ganz nett denke ich mal.
Ich kann es nicht mehr hören: "Stadionpop à la Coldplay" ...nur weil es IndiePop ist?! ...sehr originell wirklich!
@AminaSuse (« Ich kann es nicht mehr hören: "Stadionpop à la Coldplay" ...nur weil es IndiePop ist?! ...sehr originell wirklich! »):
ja schliesse ich mich an ,
nervt langsam alles u jeden mit Coldplay zu vergleichen.
nichts gegen colplay aber snow patrol sind ja nun doch ne ganz andere band.
find das album etwas sperrig im ansatz , muss man öfter hören , ist wieder mehr das erste album .
aber so ne richtige hammerballade ist auf dem album nicht auszumachen.
ich finde eyes open und den vorgänger , etwas besser.
mal sehen vielleicht zündet es ja noch !
so generell oder nur auf die jeweils aktuellen platten bezogen?
generell ... nö, kann man nicht behaupten, rein auf die jeweiligen letzten alben der bands bezogen.
Jeden Song einzeln zu beschreiben ist mienr meinung nicht sinnvoll, wenn ich wissen will wie das Album ist, schlage ich unetschlossenen vor einfach bei youtube rein zu hören oder in den Musikfachmarkt des Vertrauens zu gehen um dort einfach mal reinzuhören...
Coldplay vs. Snow patrol Kein direkter vergleich möglich, ich habe beide Alben und höre sie rauf und runter, Coldplay ist einfach rockiger, bei sp lässt sich besser chillen...