laut.de-Kritik
Radioheads "Creep" klingt hier noch verträumter.
Review von Michael EdeleEin Album mit rein elektronisch erzeugter Musik aufzunehmen, war schon lange der Wunsch des Zeraphine-Sängers Sven Friedrich. Zwar war die Elektronik schon bei Dreadful Shadows durchaus Bestandteil des musikalischen Inventars.
Und auch Zeraphine sträuben sich nicht dagegen. Doch wenigstens einmal müssen Gitarren, Bässe und echte Drums außen vor bleiben. Zu diesem Zweck hat Sven Solar Fake erschaffen und zeigt sich konsequent von seiner elektronischen Seite.
Mag der Unterschied beim Opener "Hiding Memories From The Sun" bis auf die Tatsache, dass tatsächlich alles rein elektronisch ist, zu einer Zeraphine-Nummer nicht sonderlich groß sein, sieht das bei "Stigmata Rain" anders aus. Das Stück beginnt sehr ruhig und zeigt sich in der Strophe bis auf wenige Synthies sehr reduziert. Im Refrain geht es mit dem stark verzerrten Gesang richtig zur Sache, die Beats und Sounds werden radikal härter und erinnern ein wenig an :Wumpscut:.
Im mit harscher Rhythmik intonierten "(You Think You're) Radical" fühlt man sich etwas an Funker Vogt erinnert. Dazu trägt auch der ebenfalls deutlich verfremdete Gesang bei, der zwar passend, aber dennoch leicht irritierend wirkt. Schließlich weiß man ja um Svens tolle Stimme und bedauert diese Verfremdung fast ein wenig.
In gängigen Futurepop-Gefilden von Bands wie VNV Nation und Covenant spielen sich melodische Nummern à la "The Shield", "Here I Stand", "Lies" oder auch "Sometimes" ab. Bei seinem Händchen für schöne Melodien spielt es eigentlich kaum eine Rolle, ob die von einem Keyboard oder einer Gitarre gespielt werden.
Eine sehr gelungene Coverversion des Radiohead-Tracks "Creep" legt der Sänger/Komponist ebenfalls vor. Wer das Original schätzt, dürfte auch an diesem gelungenen Remake seine Freude haben. Denn Svens elektronische Version kommt etwas verträumter als das Original.
Härtere Töne schlägt Sven mit "I Keep My Eyes Shut" an. Die Synthie-Effekte auf der Stimme sind allerdings hart an der Schmerzgrenze. Der treibende Refrain erinnert hier erneut Funker Vogt. Während das schöne "Hero & Conquerer" einmal mehr futurepoppt, zeigt er sich mit den beiden abschließenden Songs von der sanften Seite.
Das sehr ruhige, fast schon balladeske "Your Hell Is Here" glänzt mit wunderschönen, todtraurigen Klaviermelodien und auch "I Can't Remember" ist eine entzückende Ballade. So unterschiedlich die Stücke auf "Broken Grid" auch sein mögen, die DJs haben freie Auswahl - jeder Track eignet sich für den Tanztempel.
1 Kommentar
Also ich finde des Album relativ langweilig...
Sind schon einige nette Melodien drin, kann man auch gut zum einschlafen oder so nebenbei hören... aber bei Zeraphine kommt vor allem Svens Gesang besser rüber, hier geht er kaum ins Blut.
Radiohead's "Creep" ist für mich der Höhepunkt, auch wenn ich das Original (glaube ich) nicht kenne.