laut.de-Kritik
Die Metal-Supergroup prahlt mit ihrem Können.
Review von Stefan MertlikSons Of Apollo verstehen sich längst als Vollzeitprojekt. Nach dem positiv aufgenommenen "Psychotic Symphony" von 2017 veröffentlicht die Metal-Supergroup um Mike Portnoy und Derek Sherinian (Dream Theater), Ron Thal (Guns N’ Roses), Jeff Scott Soto (Journey) und Billy Sheehan (Mr. Big) ihre zweite Platte. "MMXX" klingt moderner als der Vorgänger, was der Albumtitel unterstreicht. Für alle, die in der Schule nicht aufgepasst haben: "MMXX" steht für 2020.
"Now the battle is won / And the lesson's begun / As you kneel down to pray / It's resurrection day", singt Soto in "Resurrection Day" mit einer angenehm unprolligen Stimme. Zwar geht es auf "MMXX" um Schmerz und Verlust, doch die Texte klingen nach irgendwas mit irgendwas. Stören dürfte das niemanden. Im Mittelpunkt stehen die Gitarren, und die erhalten auf "MMXX" den Platz, den sie im Rahmen eines solchen Projekts verdienen.
Apollos Söhne wollen zeigen, was sie draufhaben. Ausschweifende Gitarrensolos dienen allerdings nicht nur als Beweis für ihr Können, sondern auch als tragende Elemente. Trotz der spielerischen Komplexität bleiben die Lieder zugänglich. Das liegt an den einprägsamen Refrains, die die minutenlangen Soli durchbrechen. Der 16-minütige Koloss "New World Today" steht am Ende des Albums. Wer es bis dahin geschafft hat, übersteht auch diesen Brocken – obwohl Sons Of Apollo darin Ideen für ein komplettes Album verwursten.
Was die Band an den Gitarren leistet, vollbringt sie auch an den Tasten. In "King Of Delusion" spielt Derek Sherinian ein 90-sekündiges Keyboard-Intro, das sich ganz natürlich in den Gesamtsound einfügt. "Desolate July" beginnt mit Kirchturmglocken und gipfelt in Sotos emotionalster Gesangsleistung. An dieser Stelle droht die Platte in den Kitsch abzurutschen. Mit der richtigen Gitarren-Power rücken die Sons Of Apollo aber auch dieses Stück wieder in den Prog-Metal.
Auf "MMXX" prahlen Sons Of Apollo ordentlich. Das wissen sie, und das wissen auch ihre Hörer_innen. Diese Supergroup sollte allerdings keine Musik veröffentlichen, wenn sie etwas anderes im Sinn hätte. Dennoch überzeugt "MMXX" mit durchschaubaren Arrangements und fast schon poppigen Momenten.
2 Kommentare
Alexander Portnoy>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>Mike Portnoy
Ich kann mich den Lobeshymnen nicht anschließen. SOA ist m.E. eine Aufholjagd von Portnoy and Sherinian mit ihrem gekränkten Ego. Beide Alben wirken zusammengezimmert und am Reißbrett entworfen. Ich kann da keine wirkliche Inspiration heraushören. Sonderpunkte für technische Finesse gibt es natürlich. Reicht mir aber nicht.