laut.de-Kritik

Das drückt zu sanft zurück.

Review von

Fleißige Ummz Ummz-Leser wissen, welch hohen Stellenwert Sophia Kennedy hier innehat. Sie steuerte nicht nur bei DJ Kozes "Drone Me Up, Flashy", einem der besten Songs überhaupt, den Gesang bei. Mit ihrem selbstbetitelten Debüt fasziniert sie bis heute, der Zweitling "Monsters" performte 2021 mindestens ordentlich. Nun folgt Album Nummer drei mit der Aufforderung "Squeeze Me". So weit gehen wir erstmal nicht, das ist nicht Teil der üblichen Begutachtung.

"Nose For A Mountain" macht einem die Annäherung aber leicht mit einem flotten Tribal-Beat und schönen, surrealen Lyrics irgendwo zwischen Liebeslied und Selbstfindung. "Time is thread and yours is / Attached to mine" singt die in Deutschland wohnende Amerikanerin. Der Nasenberg ist ein grundsätzlich guter Song. Der am Anfang so tief und vielschichtig wirkende Beat verliert in seiner Repetition und der absehbaren Abfolge von Pausen und Refrain aber merklich an Kraft. Das Stück beginnt wie Electropop mit alternativem Schlag und entfaltet in seiner Eintönigkeit weniger Schichten, als man zunächst vermutet.

Ähnliches gilt für das voller Potenzial steckende "Runner" dem Kennedy und Co-Songwriter Mense Reents, bekannt u.a. von Die Vögel, ein grundsolides Gerüst verpassen, das sie dann allzu minimalistisch nicht stuckatieren. Die Tiefe von "Rodeo" wird nie angepasst, als verharrte der Bulle auf Stufe 2 – eine sehr gute Stufe mit coolem Call & Response, aber auch die wird irgendwann fad.

Die Single "Imaginary Friend" legt eine schöne Spur mit Kennedys kurvenförmigen Gesang, der sich genau in die entsprechenden Nischen des Beats schmiegt. Nur fehlt die weitere Entwicklung. Irgendwann klimpert es gekonnt dazu und ein Synthesizer jault auf, das gibt dem Song aber keine neue Richtung. Laut Pressetext ist das ein poppiges Lied, aber Pop lebt von Ekstase und Überfluss, während Kennedy cool wie früher bleibt, ohne die vormaligen Mörderhooks und den Willen zum Electro zu bekunden.

"Drive The Lorry"s Texte stechen wie so oft auf dem Album hervor, nur passt der Sound nicht zu starken Lines wie "You're not a raft, baby / You're a ship", die Sophia immer mit einer gehörigen Portion doppeltem Boden beschwört. Das Lauernde gelingt perfekt, aber der Ausbruch, die erfolgte Selbstbehauptung bleibt aus. Das Dub-Gerüst des Sounds macht das hier gleichwohl weniger deutlich als auf anderen Songs.

"Feed Me" gelingt der Ausbruch aus diesen Problemen, indem der Song schon langsamer angelegt wird als das übliche ständige Mid-Tempo und dann auch noch wirklich songändernde Elemente hinzukommen. Schon scheinen die zahlreichen Stärken Kennedys durch; ihre Texte, ihr Charisma, ihre Coolness. Vielleicht handelt es sich nicht zufällig um den analogsten Song des Albums mit hörbar klassischen Instrumenten. Die fast nur instrumentalen Kabinettstückchen "Oakwood 21" und "Upstairs Cabaret" leiten das Ende des Albums ein.

"Closing Time" ist sympathisch, weil windschief und so schwankend, dass einem nur spaßig werden kann. Wenn der Drone die ganze Chose zum Schluss überraschend wütend ersäuft, mag man schreien: "Warum nicht gleich so?!" Das gilt auch für das zwar leicht monotone, aber dabei unterhaltsam stampfende "Hot Match". "Squeeze Me" – dauerte diesmal länger, bis gute Musik rauskam.

Trackliste

  1. 1. Nose For A Mountain
  2. 2. Imaginary Friend
  3. 3. Drive The Lorry
  4. 4. Runner
  5. 5. Rodeo
  6. 6. Feed Me
  7. 7. Oakwood 21
  8. 8. Upstairs Cabaret
  9. 9. Closing Time
  10. 10. Hot Match

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