laut.de-Kritik
Wer dagegen ist, kann ja für Holland schreien ...
Review von Benjamin FuchsDie Meinungen über dieses Album zur WM von den Sportfreunden sind nicht geteilt. Gut findet es niemand. Menschen, die es bereits gehört haben wollen, berichten auch gern in Foren davon, dass die Sportis einen nicht vorhandenen Volksgeist beschwören wollten. Es fehlt eigentlich nur noch, dass irgendeiner "Nationalmief" exklamiert.
Wie wär's denn mal zur Abwechslung mit etwas mehr Gelassenheit? Warum um alles in der Welt soll man bei der WM nicht die eigene Mannschaft anfeuern dürfen? Wer dagegen ist, kann ja auch für Holland schreien, wenn die überhaupt dabei sind.
Und das alles wegen elf mehr oder weniger lustiger, mehr oder weniger hörbarer Fußball-Songs, vorgetragen von der so ziemlich einzigen Band in diesem Land, der man kein kaltes Kalkül unterstellen kann, wenn es um die Fußball-WM geht. Unter uns: Eine neue Luxuskarre wird "You Have To Win Zweikampf" den drei Bayern sicher nicht bescheren.
Klar, das "Pogo in Togo"-Cover ist Mist, darüber braucht man nicht lange zu diskutieren. Der 80er-Oldie der bayerischen Combo United Balls ("Pogo in Togo / Coca Cola in Angola") verrät darüberhinaus Peters Haupteinflüsse bei seinem eher überflüssigen Nebenprojekt TipTop. Auch an der Single "54, '74, '90, 2006" scheiden sich die Geister. "Wir haben nicht die höchste Spielkultur" singen sie, als hätten sie sich selbst ertappt. Es ist eine Mitgrölnummer fürs studentische Bierzelt. Nicht besonders genial, aber auch nicht so unterirdisch, wie mancher glauben machen möchte.
Das Album deckt so ziemlich alles ab, was an Assoziationen mit Fußball möglich ist, inklusive der Songanzahl. Von "Budenzauber" geht es mit Shalala-Gesängen in Richtung Schlammschlachtfantasien mit Fritz Walter bis hin zu "Mag Tischtennis!", bei dem die besorgte Mutter ihrem Sohn das Fußballspielen ausreden möchte.
"Die Frisur von Björn Borg" geht in Sachen Blödelpotenzial schon fast in Richtung der Ärzte. Überhaupt erinnert vieles an die Gezwungenheit des leidlich lustigen Haare-Konzeptalbums "Le Frisur" der Berliner. Musikalisch rocken die Sportfreunde solide mit reichlich Gitarreneinsatz, Keyboards setzen hier und da Akzente. Hardcorefans werden sicher ihre Freude an "You Have To Win Zweikampf" haben, auch wenn hier bei weitem nicht alles endspielverdächtig ist.
Es ist, abgesehen von "Come Sara?", eine Scheibe voller Spaßnummern für Zwischendurch, die sich eben so schnell abnutzen, wie sie vermutlich entstanden sind. Länger als drei oder vier Durchgänge wird der Spaß nicht andauern. Im Nachhinein vielleicht eine nette Erinnerung an die Weltmeisterschaft, mehr ganz sicher nicht, aber als mehr war das Album wohl auch nicht konzipiert. Wem's das Geld wert ist...
13 Kommentare, davon 8 auf Unterseiten
ich bin kein hardcorefan, aber ich mags trotzdem. lustig, erfrischend, neue idee. und mit 54,74,90,2006 haben sie DIE WM-Hymne geschaffen - die echte inoffizielle neben der unechten offiziellen von Herbie Grönemeyer. konnte man auch gut am samstag grölen, als deutschland gegen spanien verloren hat, nachm motto "dafür werden wir aber 2010 weltmeister, ist doch nicht so schlimm..." - so böse blicke hat wohl noch niemand auf dieser Welt geerntet...
verpiss dich.
Verpiss Dich!
ihr habt auch nichts zu tun, kann das sein?