laut.de-Kritik
Zwischen Synthiegepiepse und Nu Metal-Gitarren.
Review von Giuliano BenassiAuf gesampelte elektronische Klänge folgen eine unverstärkte Gitarre und eine klare Stimme. "The songs are done while they go down on tape, the critics click their pens. Comparisons are made and names" trägt sie vor, bevor ein rockiger Bass und Nu Metal-artige Gitarren einsetzen. Die Botschaft ist klar: Es handelt sich hier um eine Band, die sich als originell definiert und allerlei Elemente in ihre Musik einbaut.
Das Erstaunlichste ist zunächst, dass sie aus einer einzigen Person besteht, nämlich aus Denver Dalley, Gitarrist der Emo-Punk-Band Desaparecidos. Anschließend, dass es sich beim Material nicht lediglich aus einer Sammlung an nebenbei entstandenen Stücken handelt, sondern um ein zusammenhängendes Album. Der krachende Sound aus dem Eröffnungslied geht in das "Keinen Anschluss unter dieser Nummer"-Telekomsignal über ("Leave Your Name"), gefolgt von einem schrägen Gezupfe, das rückwärts abgespielt scheint.
"The Grass Is Always Greener" weist ein gelungenes Solo auf. Dalley zeigt auch anderswo, dass ein interessanter Musiker in ihm steckt. Das sozialkritische "Accomplishment" hört sich ebenso beklemmend an wie die kurzen Lyrics ("His hands and feet are tired now from years of corporate crime"), "Years Seemed Like Days" könnte mit seiner Melodieführung und dem lauten Riff schon fast als Single durchgehen.
Die Charts sind offensichtlich aber nicht Dalleys Ziel; zu düster gibt er sich im instrumentalen "Chairman Of The Board", wie auch in "2 A.M.", dessen Titel zur Stimmung passt ("I got no one to talk to"). Ein Riff zum Aufwachen gibt es in "Reminisce", bevor "Circular Memories" für einen ruhigen Abschluss sorgt.
"Leave Your Name" ist ein Album voller guter Ideen. Mit dem wesentlichen Mangel, dass die eigentlich melodiösen Stücke im übermäßigen Klangreichtum untergehen. Dass ein Mensch so viele Instrumente in die Hand nehmen kann, ist sicherlich lobenswert, aber Dalley übertreibt es mit dem Synthiepiepsen und den elektronischen Geräuschen. Platz genug, um seinen Spieldrang auszutoben, hätte er ja gehabt: Die elf Stücke dieser CD sind zusammen nicht einmal eine halbe Stunde lang.
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