laut.de-Kritik
Solider Dreiakkordsport mit wütenden Texten.
Review von Mathias MöllerHeilige Höllenhunde, Steakknife machen keine Gefangenen. Auf ihrem vierten Album knüppeln sie in 32 Minuten 14 Songs herunter und kommen im Lauf dieser knappen halben Stunde dem Punkideal ziemlich nahe. Solider Dreiakkordsport verschmilzt mit wütenden Texten, begleitet von unterhaltsamen Ausflügen in kantigere Noise-Gefilde. Gedämpfte Gitarren und der schreiende Gesang von Sänger Lee Hollis eröffnen das kurz-knackige "Abandoned". Die Band droht, sich im Taumel ihrer eigenen Lärm-Orgie zu verlieren, fängt sich aber gerade noch, um den Titeltrack völlig entfesselt herunterzureißen.
Dem erfrischend schrägen Auftakt folgt das eher mediokre Midtempo-Stück "On, Anyway", danach besinnen sie sich glücklicherweise wieder auf ihre Stärken und watschen dem Hörer in knapp eineinhalb Minuten "Sell The Children" um die Ohren. Die alte Punkformel 'Arbeit ist Scheiße' kulminiert bei Steakknife in der konsequent logischen Forderung: "Go on strike, cause everybody is on strike".
Das dezent an den Surfsound angelehnte "Bad Dressed Hitman" steht exemplarisch für die wohltuende Unangepasstheit dieser Band, die leider manchmal so wirkt, als könne sie sich nicht ganz entscheiden, ob sie denn jetzt Punk oder völlig von Genregrenzen losgelösten Noise-wasauchimmer spielen sollen. Als großes Plus erweist sich auf jeden Fall immer wieder die überaus markante Stimme von Sänger/Legende Hollis, die mitunter an die Exzentrizität eines Jello Biafra erinnert (der Vergleich ist alt, aber er passt nach wie vor).
Doch auch der Sound bewahrt die Ecken und Kanten, die diese Platte aus der Masse der Punkveröffentlichungen herausstechen lassen. Leider nimmt sie der Fünfer von "Headlines" bis "Common Knowledge" eine kleine kreative Auszeit, erst das Tourette-verdächtige "I Forgot" schlägt wieder in die richtige Kerbe. Das schwere "Dance On Your Teeth" offenbart schmerzhafte Phantasien: "(when I) dance on your teeth, while they're still in your head, and I'm a good dancer".
Mit "Low Rez Machete" spuckt Steakknife noch einmal allen abrufbaren Hass auf bestimmte Mitmenschen in Mikrofon und Instrumentenverstärker, bevor die letzten beiden Tracks das Album verhältnismäßig gesittet ausklingen lassen. Wer auf Punk with an edge steht, sollte um "Parallel Universe Of The Dead" keinen Bogen machen. Aggressivität und Musikalität stimmen, sogar das Artwork sieht eher genre-untypisch aus. Eine rundum runde Sache, wenn auch keine leichte Kost.
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