laut.de-Kritik

Bestens geeignet, um den Stress vor der Türe zu lassen.

Review von

Jeder von uns war bestimmt schon mal in der Situation, einen neuen Mitbewohner suchen zu müssen. Eine Erfahrung, die sehr mühsam sein kann. Es sei denn, jemand kommt mit einem Stereolab-Shirt in deine Wohnung gestiefelt und du weißt genau, DER ist es. Seit 1991 macht die frankophile Band aus England mit ihrem charakteristischen Collagen-Sound nicht nur die WGs dieser Welt glücklich.

"Fab Four Suture" ist bereits das 14. offizielle Album, wenn ich mich bei der Menge nicht verzählt habe, von den zahlreichen Single- und Maxi-Veröffentlichungen mal ganz abgesehen. Auch bei diesen neuen zwölf Songs fühlt man sich im gewohnten Stereolab-Popsound-Wohnzimmer sofort wie zu Hause. Für Hardcore-Fans sind diese Titel gar nicht mal so aktuell. Auf einer limitierten 7"-Kollektion konnte der Liebhaber sich bereits an diesen Klangerlebnissen erfreuen.

Auch nach 15 Jahren klingen Stereolab durch und durch nach Stereolab, und das ist es, was diese Band so einzigartig macht. Unverkennbar und unersetzlich Laetitia Sadiers Stimme, die sich schon von Anfang an wie ein wohlschmeckender Zuckerguss über die teils hypnotische Elektro-Melodien-Sphäre zieht.

Bei Songs wie "Get A Shot Of The Refrigerator" sieht man Tim Gane wild den Kopf schüttelnd auf der Bühne stehen und dabei lässig die Gitarre spielen. Hier ist auch der typische Karusselleffekt der Engländer zu hören: Ruhige Bläserarrangements in melancholischer Atmosphäre und dazu rockige Akkorde mit viel Bewegung.

Dazwischen klingen immer wieder elektronische Spielereien ("I Was A Sunny Rainphase") fröhlich aus der Konsole, rhythmische Begleitung und sich steigernde französische Hörner kommen dazu. Verzerrte Orgelklänge und der gute alte Moog-Sound (wir trauern immer noch um den verstorbenen "Mr. Synthesizer" Robert Moog!) dürfen natürlich nicht fehlen.

Die Ideen scheinen der englisch-französischen Freundschaft wohl nie auszugehen. Das Songwriterduo Sadier und Gane experimentiert und schwebt hoffentlich noch sehr lange mit 60s Touch, Ambient-Variationen und wabernden Easy Listening durch das vielseitige Genre-All.

Schwerelose Kompositionen wie "Visionary Road Maps" oder "Kyberneticka Babicka" (Part 1 und 2) lassen einen wenigsten für einige Minuten den Alltag vergessen. "Fab Four Suture" eignet sich bestens, um Stress und unerwünschte Besucher einfach mal vor der Türe stehen zu lassen. Aber wie gesagt, Stereolab-Shirt-Träger sollten in deinem Haus stets willkommen sein!

Trackliste

  1. 1. Kyberneticka Babicka Pt. 1
  2. 2. Interlock
  3. 3. Eye Of The Volcano
  4. 4. Plastic Mile
  5. 5. "Get A Shot Of The Refrigerator"
  6. 6. Visionary Road Maps
  7. 7. Vodiak
  8. 8. Whisper Pitch
  9. 9. Excursions Into "oh, a-oh"
  10. 10. I Was A Sunny Rainphase
  11. 11. Widow Weirdo
  12. 12. Kyberneticka Babicka Pt 2

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