laut.de-Kritik

Der "Bladerunner"-Soundtrack des Shoegaze.

Review von

Zwischen Drone und Dreampop, Ambient und Electronica, Post-Rock und Shoegaze, Instrumental-Tracks sowie Songs mit Gast-Sängerinnen Emma Anderson (Lush, Sing-Sing) und Verity Susman (Electrelane, Memorials) hat Steve Queralt, seines Zeichens Bassist der Shoegaze-Legende Ride, sein schimmerndes und schönes Debüt-Album "Swallow" angelegt. Irgendwo im diffusen und diffizilen Bereich von Soundscapes, Soundtrack und Songstruktur schweben diese melancholischen Melodien dahin, man hört Einflüsse der frühen Sigur Rós, M83 oder Vangelis, dem cineastischen Fluss von Mogwai und von Ambient-Werken eines Brian Eno.

Die Atmosphäre ist eine düstere, aber von irgendwo scheint dennoch immer ein Licht zu leuchten. Queralt ist mit "Swallow" eine Art "Bladerunner" des Shoegaze gelungen, noir und nachdenklich den Zustand unserer Welt musikalisch umschreibend. Zwischen diesem dicht gewebten instrumentalen Teppich erstrahlen dann immer wieder auch die bekannten Shoegaze-Stimmen der Gaststars, bewusst eingesetzt von Queralt, der einen Track auf dem Album "I Don't Know How To Sing" nennt.

Er weiß aber genau, wie man zeitlose starke Songs schreibt, und sein Solo-Erstling brauchte Zeit: "Swallow" wurde in den letzten fünf Jahren langsam aber beständig zwischen Ride-Alben und Tourneen zusammengebaut und entfaltet vielleicht auch deshalb ein derart intensives Gefühl beim Hören dieser dystopischen wie dichten Songs. Und wenn Emma Anderson in dem zittrigen wie zartbitteren Noise-Stück "Swiss Air" singt, wird sogar ein Shoegaze-Traum wahr, denn der Song klingt wie eine lang erhoffte Kollaboration von Lush und Ride.

Sein Band-Kollege Andy Bell hat dieses Jahr übrigens ebenfalls ein starkes Solo-Album ("Pinball Wanderer") herausgebracht, zudem wird er Teil der Oasis-Reunion sein. Emma Anderson hat mit "Pearlies" ebenso ein wunderbares Solo-Debüt veröffentlicht, und so viele andere aus der "Scene That Celebrates Itself" auch, wie die Shoegaze-Szene kurzzeitig hieß, weil eben so viele Musikerinnen und Musiker enge Beziehungen zueinander hatten und in vielen Projekten aktiv waren.

Diese Verknüpfungen bleiben bis heute bestehen und bescheren uns damit so überraschend wie überwältigend pointierte Werke wie "Swallow". Im letzten Stück "Motor Boats" fügt Steve Queralt Worte aus Julie Sheldons polemischem Poem "The Same Boat" ein, so dass dieser Track einen gespenstischen Anne-Clark-Vibe erhält: "Wir sitzen alle im selben Boot, sagt man, aber ich würde dem widersprechen". Denn wir segeln alle in verschiedenen Booten auf einem stürmischem Meer, eine Metapher die unsere Zeit ziemlich gut umschreibt. Musik wie diese hier treibt uns wieder zusammen.

Trackliste

  1. 1. Mission Creep
  2. 2. Lonely Town
  3. 3. High Teens
  4. 4. A Porsche Shaped Hole
  5. 5. Swiss Air
  6. 6. I Don't Know How to Sing
  7. 7. Messengers
  8. 8. 1988
  9. 9. Motor Boats

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Queralt, Steve – Swallow €17,97 €3,00 €20,97

Videos

Video Video wird geladen ...

Noch keine Kommentare