laut.de-Kritik
Schwebend schön: psychedelischer Desert-Indiepop.
Review von Kerstin KratochwillDas fünfte Album des amerikanisch-britischen Duos Still Corners sucht keinen Ausweg aus der bisherigen Diskografie: "The Last Exit" bleibt auf der staubigen und sehnsüchtigen Wüstenstraße in Richtung Indie-Noir-Sound. Im nostalgischen Schlitten drin sitzen musikalische Seelenverwandte wie Chromatics, Holy Motors oder Beach House und drehen das Autoradio mit all den daraus klingenden anmutigen, traurigen und somnambulen Liedern etwas lauter.
Eigentlich war das Album schon vor der Corona-Krise fertig, doch der erzwungene Break stellte den Fokus neu ein, und die Band begann neu bzw. umzuschreiben. Die Songs wirken so noch destillierter und dichter: Stillstand als Sound, Isolation als Inspiration. Lieder wie "Crying" oder der großartige titelgebende Opener mit schleppender und nebelverhangener Melodie sind formvollendeter Dreampop gepaart mit Neo-Psychedelica und Synthpop.
Zuweilen treten Sängerin Tessa Murray und ihr Partner sowie Songwriter Greg Hughes aber durchaus auch aufs Gaspedal, und bei sanft treibenden Tracks wie dem Sixties-verliebten "It's Voodoo" oder dem leicht wavigen "White Sands" fühlt man den warmen Wind förmlich an sich vorbeiziehen.
Die Musik von Still Corners scheint immer mehr zu schimmern, denn die hallenden Harmonien und getönten Gitarren sind derart fein geschliffen, dass man darin regelrecht versinken mag. Die gehauchten und rauchverhangenen Vocals lullen ein und ziehen den Hörer in eine fast unwirkliche Welt. Mit Erinnerungen an Fleetwood Mac oder Mazzy Star schlägt die Platte einen nostalgischen Bogen zu folkigen und hypnotischen Hymnen, bleiben aber dank ihrer Prägnanz und Präsenz immer relevant.
All das macht "The Last Exit" schlicht zu einem wunderschönen strahlenden Album, das Ecken auslotet, die bisher noch unentdeckt schlummerten. Yes, there are still corners ...
3 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
richtig gutes album. geht wirklich mehr richtung beach house und kommt weniger generisch daher.
Schönes Album! Macht sich toll am Frühstückstisch.