laut.de-Kritik

Der Linkin Park-Fronter und Scott Weiland haben nichts gemein.

Review von

Es gibt Menschen, denen hat sich die Popularität der Stone Temple Pilots nie richtig erschlossen. Der Schreiber dieser Zeilen gehört dazu: Für meinen Geschmack hatten die Kalifornier Glück, zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle zu sein und außerdem das richtige Image.

Die Heroin Chic-Aura ihres ehemaligen Sängers hat sicher dazu beigetragen. Aber Scott Weiland ist mal wieder Geschichte und die Suche nach einem Nachfolger läuft. Oder lief? Mit Linkin Parks Chester Bennington fand man zumindest für einige Lieder Ersatz. Ob das allerdings eine dauerhafte Lösung sein kann, wird die Zukunft zeigen.

Bennington transportiert nichts von dem, was seinen Vorgänger auszeichnet. Bei ihm glaubt man eher, dass Mama abends eine warme Soja-Milch und ein paar vegane Plätzchen ans Bettchen stellt. Offenbar gelangweilt von seiner Hauptband Linkin Park gab er neulich in einem Interview zu Protokoll, dass er hauptsächlich mitgemacht habe, weil seine Kinder nicht wüssten, wer die Stone Temple Pilots seien. Es lassen sich vermutlich schlechtere Gründe finden, aber nach maßloser Begeisterung klingt das nicht.

Genug der negativen Worte, denn man muss konstatieren: Chesters Stimme passt überraschend gut zur Musik der Pilots. Irgendwie singt er aber auch anders als bei seiner Hausband, erdiger und mit mehr Rock'n'Roll in der Stimme. "Out Of Time" legt flott los. Ein solider Rocker mit einiger Energie, nichts Spektakuläres, aber nett anzuhören. "Black Heart" rockt ebenfalls geradlinig vor sich hin, allerdings langsamer, und erinnert stilistisch extrem an frühe Aerosmith-Alben, so um die Zeit von "Toys In The Attic" und "Rocks". Einen Preis für ausgefallene Kreativität gewinnen die Stone Temple Pilots damit nicht - aber ein guter Song bleibt ein guter Song.

"Same On The Inside" betont die melancholischere Seite der Band mit leichtem Psychedelic-Einschlag im Gitarrensound. Ein hervorragender Refrain rundet die Nummer ab, da passt alles. Einen geschmeidigen Groove schlagen die Herren aus San Diego in "Cry Cry" an. Hier erinnert Bennington tatsächlich des Öfteren an Scott Weiland, ohne dabei wie eine Kopie zu klingen. Nach "Tomorrow" ist dann leider schon Schluss. Die Halbballade taugt als Rausschmeißer und betont, in welch starker Form die Band ist.

Man hätte es vorher nicht gedacht, aber "High Rise" macht tatsächlich Lust auf mehr. Vier starke und ein durchschnittlicher Song reichen locker für eine Empfehlung. Ein komplettes Album in dieser Besetzung? Gerne.

Trackliste

  1. 1. Out Of Time
  2. 2. Black Heart
  3. 3. Same On The Inside
  4. 4. Cry Cry
  5. 5. Tomorrow

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