laut.de-Kritik

Am Reißbrett fürs Formatradio optimiert.

Review von

War es das jetzt, oder nicht? So lautete vor ein paar Jahren die große Frage, als der Boulevard etwas von 'Sunrise Avenue! Auflösung?' krakeelte. Natürlich nicht, lediglich eine Pause sei geplant, ließen die Finnen dementieren. Samu Haber und Kollegen wären auch ziemlich blöd gewesen, ausgerechnet jetzt das Handtuch zu werfen. Ab und an einen Kassenschlager wie "Hollywood Hills" oder "Fairytale Gone Bad" raushauen, ähnlich viele Compilations und Live-Alben wie reguläre Studioalben in die Läden wuchten, alle paar Jahre ein bisschen durch die Arenen touren, fertig. Da bleibt Sunnyboy Haber sogar noch Zeit, als Coach bei The Voice Of Germany mitzumachen, was den Unterhaltungs-Quotienten dieses Formats deutlich zu nach oben schraubt. Läuft bei denen, formulieren Berufsjugendliche an dieser Stelle gerne.

Derzugrundeliegende musikalische Nährwert allerdings hält sich spätestens seit dem letzten Album "Unholy Ground" in Grenzen. Vier Jahre später setzt auch "Heartbreak Century" auf die gleiche, bewährte Art von Pop-Plattitüden. Schon die erste Single "I Help You Hate Me" klingt mit anbiedernden Lumineers-Chören, perkussiven Akustikgitarren und klatschenden Händen wie am Reißbrett für das Formatradio Zielgruppen optimiert.

Der Gipfel ist allerdings der unbeholfene Stadion-Chant, der beim ersten Hörversuch beinahe zum Frontalkontakt mit dem Gegenverkehr geführt hätte. Das verstehen vier gestandene Musiker und ihre Riege hoch bezahlter Knöpfchendreher also unter "... modernen, urbanen Folk-Elementen". Haber redet sogar allen Ernstes davon, vieles im Rohzustand belassen zu haben, inklusive kleinerer Spielfehler oder sonstiger Studio-Geräusche. Sagen wir es mal so: Wer "Heartbreak Century" roh nennt, lässt auch ein Stück Holzkohle als zu blutig in die Küche zurück gehen.

Zwölf Monate Studiozeit und drei Produzenten später klingt zwar alles perfekt, aber eben auch erschreckend glattgebügelt. Einige Kompositionen bewegen sich mit ihren fließenden Akkordwechseln in einem ähnlichen Fahrwasser wie seinerzeit die jungen Mumford & Sons. Aber spätestens wenn wie etwa bei "Point Of No Return" der Beat einsetzt, steigt die Magensäure auf ein gefährliches Niveau.

Auch "Question Marks" ist an und für sich ein schöner Song, dem man selbst krumme Dynamik-Sprünge, suboptimale Gesangshook und The-Edge-Gitarre verzeihen möchte. Doch dann zertrampeln die Toten Hosen-Chöre in Tateinheit mit einem vollkommen übertriebenen Half-Time-Rock-Riff auch dieses letzte Fünkchen Hoffnung.

"I'm not a Superman, ain't got no masterplan", singt Haber in "Somebody Like Me". Man möchte ihn dafür fast in den Arm nehmen. Es scheitert hier nicht an gutem Willen und musikalischem Können. Zumindest Letzteres lassen die Finnen immer mal wieder aufblitzen. Ein im Ansatz leicht an US-Größen wie Butch Walker erinnerndes "Afterglow" zeigt beispielsweise, was möglich gewesen wäre.

Aber so bleibt "Heartbreak Century" nur ein Stück belanglose Popmusik, das sich hunderttausendfach verkaufen wird. Textzeilen à la "You can be a star that shines at night" oder "You can make a change in a million ways" machen sowohl an der Wand als auch am Unterarm eine gute Figur. Wer es sich übrigens so richtig besorgen will, dem seien dringend die als Bonus-Tracks erhältlichen Remixe empfohlen. Demnächst auf dem Disco-Fox-Floor der örtlichen Ü-30 Party.

Trackliste

  1. 1. Never Let Go
  2. 2. Heartbreak Century
  3. 3. I Help You Hate Me
  4. 4. Afterglow
  5. 5. Point Of No Return
  6. 6. Flag
  7. 7. Let Me Go
  8. 8. Question Marks
  9. 9. Somebody Like Me (Crazy)
  10. 10. Beautiful
  11. 11. Room
  12. 12. Home

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7 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 7 Jahren

    Na ja, finde die Kritik absolut überzoegen. Ist halt gefälliger Pop-Rock. Na und ? Für mich absolut hörbar 3 Sterne

  • Vor 7 Jahren

    Tja, die Rechnung dieser völlig sinnfreien Kritik ist anscheinend nicht aufgegangen.....Platz 1 in den Charts und das absolut gerechtfertigt. Wenn sich hier jemand zur Ruhe setzen sollte, dann bitte Ihr mit euren stets reisserischen und schlechtmachenden Kritiken. Gefällt Euch überhaupt Mal etwas??!! Glaube nicht.....man muss schon eine verdammt traurige Kindheit gehabt haben, wenn man so einen Sondermüll zusammenschreibt. Stellt Euch hin, macht es besser. Das Album bietet tolle Ohrwürmer und einen Samu in Höchstform. Punkt!!!!

  • Vor 6 Jahren

    Das Lied ist mitlerweile Körperverletzung! Einfach grausam, das Radio hat das Lied tot gespielt und bis zum erbrechen ( im Wahrsten Sinne )