laut.de-Kritik
Bietet phasenweise mehr Tiefgang als der Pazifik.
Review von Kai ButterweckÄhnlich wie Kate Bush, die auf ihrem letzten Output "Director's Cut" einen ausgewählten Zeitraum ihres Schaffens noch einmal neu vertonte, beschäftigt sich auch Suzanne Vega seit einiger Zeit ausnahmslos mit sich selbst.
Die "Close-Up"-Serie geht in die dritte Runde und umfasst nach "Lovesongs" und "Peoples & Places" weitere dreizehn Songperlen aus dem reichhaltigen Fundus der kalifornischen Songwriterin, die allesamt komplett neu arrangiert und eingesungen wurden.
Das Gerüst auf "States Of Being" bilden Songs der Alben "Suzanne Vega", "99.9F°", "Solitude Standing", "Nine Objects Of Desire" und "Beauty", inklusive dem neuen Track "Instant Of The Hour After": "Ich würde sie nicht unbedingt als persönliche Songs bezeichnen – vielmehr als die Umschreibung von einem Ort tief im Inneren", berichtet die Sängerin im Vorfeld der Produktion.
Während Synthesizersounds bei den Originalen die Stimme Vegas mit ummanteln, befreit sich das markante Organ auf der Retrospektive nahezu von allen Nebengeräuschen und steht im Vordergrund einer musikalisch minimalistischen Produktion jenseits von Glitzer und Glamour.
Akustische Gitarren, akzentuiertes Schlagzeugspiel und sanfte Streicherpassagen bilden das Fundament, auf dem Suzanne Vega ihre Neu- Interpretationen präsentiert. Im ruhigen und intimen Gewand entsteht schnell der Eindruck eines melancholischen Privatkonzertes.
Kurzzeitig bricht die Protagonistin aus der Kammer-Darbietung aus und hinterlässt auf "Last Years Troubles" ein fast schon countrylastiges Szenario oder füllt die akustischen Klänge auf "Solitaire" mit zeitgemäßen Loops. "Tombstone" und "Blood Makes Noise" kommen mit eingestreuter Vintage-Gitarre daher, während "50-50 Chance" aus einem einzigen Streicher-Thema besteht.
Fast schon nackt präsentiert sich der Rest des Albums und offenbart das unvergleichliche Songwriting-Talent einer in der Öffentlichkeit unterbewerteten Künstlerin, die auf "States Of Being" phasenweise mehr Tiefgang bietet als der Pazifik.
Der einzige neue Song, "Instant Of The Hour After", krönt das Schaffen des Albums und fügt sich trotz seiner Unzugänglichkeit perfekt in das Gesamtbild ein. Wer behauptet, dass sich großes Kino nicht mit Low Budget vereinbaren lässt, den straft Suzanne Vega auf "States Of Being" lügen.
1 Kommentar
Sorry, ich habe mir die Close-Up Versionen mal angehört, aber bis auf wenige Ausnahmen kann ich denen nicht viel Neues abgewinnen - eher im Gegenteil: Ich finde größtenteils die alten Versionen besser. Der Strip-down aufs minimal-akkustische Maß lässt zwar die Songwriter-Qualitäten klar hervortreten, verursachen aber auch schnell eine gepflegte Langeweile. Für mich ist diese Serie weitgehend überflüssig.