laut.de-Kritik
Zum Hüpfen schön: Unbeschwerter Powerpop.
Review von Martin LeuteMichael Lerner aka Telekinesis wird gerne in die Nähe von Death Cab For Cutie gerückt. Das mag daran liegen, dass er ebenfalls aus Seattle stammt. Bedeutsamer bleibt aber die Tatsache, dass den Songs DCFC-Gitarrist Chris Walla als Produzent seinen Stempel aufdrückt.
Telekinesis ist ein One Man-Projekt, das wie eine traditionell besetzte Rockband klingt. Lerner spielt alle Instrumente selbst. Walla bringt die euphorische Spontaneität des Aufnahmeprozesses dann wunderbar zur Geltung, verpasst den Songs einnehmende Dichte und akzentuiert den sympathisch rumpelnden Lo Fi-Charme.
Getragen von ungemein eingängigen Melodien mit vielen Aahs und Oohs pendelt Lerner zwischen Powerpop und Indierock, der in erster Linie auf gute Laune und Spaß setzt. Die Melancholie weilt anderswo, und der elegische Opener "Rust" deutet mit seiner Verhaltenheit nur an, was sich im weiteren Verlauf entlädt.
Getrieben von ungestümem Schlagzeug und kerniger E-Gitarre bahnen sich Hymnen wie "Coast Of Carolina", "Tokyo", "Look To The East" den Weg in Kopf und Beine und rufen Bands wie Weezer, Nada Surf oder die Posies in Erinnerung.
Nicht weniger sonnig klingt Lerner, wenn er statt E-Gitarre auf ein fröhlich hämmerndes Piano ("Awkward Kisser", "Calling All Doctors") setzt, einen Hauch von Glamrock versprüht oder mit Synthieklängen angereicherte, smarte Indiepopnummern ("Great Lakes", "Imaginary Friend", "All Of A Sudden") kredenzt. Da darf man sich für den letzten Track schon mal die Akustische umschnallen und es ruhiger angehen: "I want to care for you / when you're all alone". Genau das schafft seine Musik.
Es ist mitnichten die Innovationsfreudigkeit, die dieses unprätentiöse Werk auszeichnet, sondern die energetische Unbeschwertheit, die sich nicht um ausgefeilte Arrangements schert. Jederzeit möchte man zu dieser dynamischen Leichtigkeit und Naivität herum hüpfen. "Telekinesis!" klingt wie die akustische Entsprechung eines sich optimistisch und lustvoll in die Zukunft stürzenden Adoleszenten.
Die Special Edition dieses sommerlichen Debüts wartet zudem mit fünf weiteren empfehlenswerten Stücken auf, die von der nur in den USA erhältlichen EP "Coast Of Carolina" stammen.
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